Im letzten Bericht – Sturmsegeln Spezial – Teil 3: Die Crew – haben wir über die grundlegenden Fähigkeiten der Crew gesprochen. Dabei ging es allerdings noch nicht um direkte Erfahrungen mit Sturm und Starkwind.
Aber Erfahrungen im Sturmsegeln können offensichtlich erst gemacht werden, wenn wir in einen Sturm geraten. Und absichtlich in einen ausgewachsenen Sturm zu segeln ist und bleibt schlechte Seemannschaft!
Wie kann sich also die Crew vorbereiten?
Wenn du möchtest, kannst du Erfahrungen in Schwerwetter sammeln. Und dafür musst du auch nicht unbedingt bei jedem anziehenden Starkwind mit deiner eigenen Yacht auslaufen. Es gibt Schwerwettertörns oder sturmreiche Charterreviere, die gebucht werden können.
Dass es lehrreich ist, bei einem raueren Segelschlag an Bord einer Schulungs- oder Charteryacht dabei zu sein, ist wahrscheinlich, aber nicht selbstverständlich. Denn es kommt sowohl auf die Yacht und ihre Crew an, wie auf dich selbst.
Vermutlich ist weder die gecharterte Yacht mit der eigenen vergleichbar, noch ist die zahlenmäßige Stärke der Crew mit der zukünftigen Blauwassercrew vergleichbar.
Unterwegs mit der großen Charteryacht SANTA MARIA AUSTRALIS nach Südgeorgien, Subantarktis.
Schwerwettertraining
Wenn du also einen Schwerwettertörn an Bord einer Schulungsyacht buchst, dann informiere dich vorab, ob sich das Angebot an zukünftige Fahrtensegler richtet. Wird der Schwerwettertörn auf einer Regatta-Yacht mit mehrköpfiger Crew durchgeführt, verspricht es zwar ein interessanter Törn zu werden, aber fürs Sturmsegeln mit der eigenen Blauwasseryacht wirst du wenig mitnehmen können.
Finde heraus, ob beim gebuchten Training diverse Sturmtaktiken besprochen und geübt werden. Und ob an Bord der Yacht Ausrüstung für Sturmfahrten vorhanden ist (Trysegel, Treibanker,…). Handelt es sich um eine reguläre Charteryacht, die vollbesetzt in der Offsaison auch bei mehr Wind ausläuft, sind die Erfahrungswerte nicht unbedingt auf deine zukünftigen Reisen übertragbar. Buchst du aber auf einer gut ausgerüsteten, hochseetüchtigen Yacht mit erfahrenen Skipper, verspricht die Fahrt viele nützliche Inputs.
Versuche, die Revierwahl des Schwerwettertörns auf deine eigenen Pläne etwas abzustimmen. Ein Starkwindtörn in der Ostsee wird dir nur bedingt weiterhelfen, wenn anschließend eine Reise nach Grönland planst. Dann macht die Nordsee schon etwas mehr Sinn für dich.
Auf Segeltraining in GB
Charterfahrt in stürmische Seereviere
Schwerwettererfahrungen kannst du auch an Bord einer Charteryacht in Extremrevieren sammeln. Natürlich gibts auch in anspruchsvollen Revieren keine Garantie für Schwerwetter. Im Gegenteil, der Skipper wird versuchen, bei bestmöglichen Wetter auszulaufen.
Andererseits ist Starkwind für Chartercrews in Extremrevieren nichts außergewöhnliches und die Wahrscheinlichkeit, mal etwas mehr Wind und Welle zu erleben ist durchaus groß. Auch besteht die Chance, nicht nur in windigen Bedingungen zu segeln, sondern auch Ankererfahrungen bei Schwerwetter sammeln zu können.
Sprich dich noch vor der Reise mit dem Skipper ab. Lass sie oder ihn wissen, dass du hier bist, um Segelerfahrung für die eigene Blauwasserreise zu sammeln. Bitte darum, dem Skipper auch bei der Auswertung der Wetterberichte und der Routenplanung über die Schulter blicken zu dürfen. Und lass der professionellen Crew wissen, dass du keinen Schongang wünschst, sondern vollen Einsatz bringen willst.
Wir treffen auf eine Charteryacht in der Antarktis
Nach einem Schwerwettertörn
Wenn du dich für Schwerwettertörns als Vorbereitung entscheidest, dann nimm dir nachträglich Zeit, den Verlauf des Törns noch einmal zu besprechen. Selbst wenn der Skipper an Bord dafür kein Interesse hat. Idealerweise hast du den Törn mit deinem zukünftigen Blauwasserteam unternommen und so könnt ihr den Verlauf des Törns unter euch nachbesprechen:
Was war die Ausgangssituation? Weshalb seid ihr in schweres Wetter geraten? Hättet ihr diesen Schwerwettertörn vermeiden können? Gab es sichere Alternativen?
Habt ihr im Verlauf des gesamten Törns die Wetterberichte richtig eingeschätzt und hat sich das Wetter so entwickelt wie erwartet?
Welche Vorbereitungen auf Schlechtwetter wurden an Bord getroffen, und habt ihr das Gefühl, ihr hättet mehr tun können?
Wie verlief die Entscheidungsfindung an Bord? Habt ihr euch mit allen Entscheidungen sicher gefühlt?
Welche Risiken wurden eingegangen? Hättet ihr das eine oder andere Risiko vermeiden oder minimieren können?
Ist die Yacht zu jedem Zeitpunkt sicher gelaufen, oder gab es kritische Momente?
Hätten Entscheidungen oder gewählte Taktiken an Bord bei weiterem Sturmverlauf zu Problemen führen können? (Zum Beispiel: Ihr seid vor dem Wind abgelaufen. Hättet ihr so weitermachen können, oder hätte die Yacht in den nächsten Tagen an einer Küste in Bedrängnis kommen können? …)
Wenn sich das Wetter verschlechtert hätte, welche Möglichkeiten hättet ihr gehabt? Gab es Pläne und Vorbereitungen für zunehmendes Schlechtwetter? Wurden andere Taktiken besprochen oder vorbereitet?
Wie ist es dir selbst ergangen? Wo lagen deine größten Probleme? Kannst du daran noch arbeiten und etwas verbessern?
Wie habt ihr als Team gearbeitet? Gab es Ausfälle und wie hättet ihr diese vermeiden können?
Auch an Bord von professionellen Hochseeyachten sollte dir bewusst sein, dass selbst hoch erfahrene Skipper durchaus Fehlentscheidungen treffen können. Und da nehme ich nicht einmal uns selbst aus. Ob diese Fehler dann auch als solche besprochen werden, ist leider nicht bei jedem Skipper zu erwarten.
Nicht jeder unternimmt Schwerwettertrainings oder leistet sich Charterfahrten auf hochwertigen Expeditionsyachten in Extremrevieren. Gibt es andere Wege, sich auf schwere Törns vorzubereiten?
Theoretische Vorbereitungen für Schwerwetterfahrten
Vor allem das Buch „Schwerwettersegeln“ von Peter Bruce soll nicht nur als Standardwerk an Bord sein. Wir empfehlen dir, es sorgfältig zu lesen und eigene Schlüsse daraus zu ziehen.
Auch Berichte von Sturmfahrten oder Seenotfällen sind interessanter Lernstoff. Versuche dabei nicht, die betroffenen Segler zu kritisieren. Immerhin warst du nicht dabei und es bleibt dir unmöglich, dich in die Lage der Betroffenen zu versetzen.
Auch ist es nicht Zweck der Übung, die Ansichten oder Einstellungen der Fahrtensegler zu verurteilen. Ob das Weltbild der erzählenden Sturmfahrer mit deinem übereinstimmt, ist nicht relevant. Wir Blauwassersegler sind eben eine Gemeinschaft an Individualisten, die glücklicherweise nicht über einem Kamm geschoren werden können.
Toll ist allemal, wer seine schlimmsten Erlebnisse berichtet und uns das Lernen aus diesen Erfahrungen ermöglicht.
Interessant sind vor allem Berichte von Stürmen, in deren Verlauf mehrere Yachten gleichzeitig betroffen waren. Zum Beispiel der „Queen Birthday Storm“, der 1994 eine Flotte Blauwassersegler überfiel:
Vorbereitung Wetterkunde
Besonders interessant in Verbindung mit Sturmberichten ist die Analyse der Wetterdaten. Aus diesen Analysen lassen sich auch für den heutigen Blauwassersegler Schlüsse ziehen.
Manche Berichte verdeutlichen, dass unstabile Wetterlagen und nicht übereinstimmende Vorhersagemodelle besondere Aufmerksamkeit verdienen und auf schwere Stürme hindeuten können. So zum Beispiel die katastrophale Sidney-Hobart Regatta 1998:
Dieser Bericht zeigt außerdem, dass das Segeln nach Termin besonders riskant sein kann. Skipper und Crew bleiben aber immer selbst verantwortlich und müssen entscheiden, welcher Wetterentwicklung sie entgegensehen.
Auch mit der besten Routenplanung und guten Wetterberichten kann es vorkommen, dass du einen Sturm nicht ganz ausweichen kannst. Aber den schwersten Teil des Sturms kannst du in vielen Fällen vermeiden.
Du möchtest die gesamte Serie Sturmsegeln auf einmal lesen? Und du möchtest unser Wissen auch mit aufs Boot bringen um offline nachschlagen zu können? Kein Problem!
Sturmsegeln
Du planst eine Reise mit deiner Segelyacht? Einen Ozean zu überqueren und fremde Küsten anzulaufen? Dann ist mehr nötig, als nur zu hoffen, in keinen Sturm zu geraten. Der erfahrenen Hochseesegler Jürgen & Claudia Kirchberger helfen dir, dich auf die Hochsee vorzubereiten.
Wie bereitest du dich und deine Crew vor? Welche Ausrüstung sollte mit an Bord sein? Welche Möglichkeiten hast du, sicher durch einen Sturm zu kommen? Und natürlich: Wie kannst du vermeiden, in Schlechtwetter zu geraten?
Zusätzlich zum Großräumigen Wettergeschähen entstehen Windeffekte an der Küste, die jeder Segler kennen sollte. Wir zeigen dir die wichtigsten Küstenwinde.
HH. Schack vom Float Magazin ist der Meinung, dass Yachten mit Langkiel nicht in den Southern Ocean gehören und hat dazu einen interessanten Bericht veröffentlicht. Ein Bericht, der allerdings nicht unsere Meinung spiegelt oder unsere Erfahrung wiedergibt. Und nach tausenden Seemeilen mit einem gemäßigten Langkieler im Southern Ocean wollen wir euch diese Erfahungen nicht vorbehalten! Denn Langkieler gehören doch in den Southern Ocean!
Wann benötigt eigentlich der Dingi-Aussenborder sein nächstes Service? Und mit welchem Öl läuft unser Getriebe noch einmal? Müssen die Wasserfilter schon wieder gewechselt werden und wann steht eigentlich die nächste Überprüfung der Rettungsinsel und der Feuerlöscher an? Wie lange sind wir mit der letzten Propangas-Füllung ausgekommen? Vielleicht sollten wir uns ja noch eine extra Gas-Flasche …
Wir zeigen dir, worauf du achten musst, um ein starkes Rigg zu haben, das die hohen Ansprüche und Dauerbelastungen beim Blauwassersegeln standhalten kann.
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Habt Ihr da Skip Nowak getroffen? Himself?
Ja, in Südgeorgien. Aber nur sehr kurz. In der Antarktis haben wir seine Yacht (am Bild im Bericht) unter bezahlter Crew getroffen…