Wir wollen uns nicht um die Welt reparieren – oder, wie hat man eigentlich die Yachttechnik im Griff?

Wann benötigt eigentlich der Dingi-Aussenborder sein nächstes Service? Und mit welchem Öl läuft unser Getriebe noch einmal? Müssen die Wasserfilter schon wieder gewechselt werden und wann steht eigentlich die nächste Überprüfung der Rettungsinsel und der Feuerlöscher an? Wie lange sind wir mit der letzten Propangas-Füllung ausgekommen? Vielleicht sollten wir uns ja noch eine extra Gas-Flasche für den Segeltörn durch die Südsee besorgen? Wann war ich eigentlich das letzte mal im Rigg, um eine visuelle Kontrolle zu machen und was war es doch, dass ich beim letzten Riggcheck unbedingt im Auge behalten wollte? Und wann haben wir die Ruderlager eigentlich zum letzten Mal geschmiert?

Der Außenborder benötigt ein Service

Ob auf großer Fahrt oder auf Urlaubs-Törn, Fahrtenyachten haben in der Regel eines gemeinsam: Sie bestehen aus einer Vielzahl an technischen Systemen, die allesamt regelmäßig gewartet und überprüft werden wollen.

Unterwegs treffen wir immer wieder Segler, die genau mit dieser Wartung und Überprüfung heillos überfordert sind? Pleite, Bruch und Pannen sind nicht selten das Ergebnis. Segler, die den Traum ihrer Segelreise längst ausgeträumt haben. Für sie ist aus dem romantischen Traum ein technischer Albtraum geworden.

„Wir reparieren uns um die Welt!“ Was vor der Reise noch wie ein lustiger Scherz geklungen hat, wird zur bitteren Realität. Die Belastung, die so manche Segler durch die an Bord auftretenden technischen Ausfälle erleben müssen, werden unterwegs nur schlimmer: An Stelle über die Meere zu fliegen und das Leben zu genießen, fremde Länder und ihre Kulturen zu erleben oder ein entschleunigtes Dasein unter der Sonne zu erleben heißt es für viele Fahrtensegler, die Zähne zusammenbeißen und zu arbeiten, um mit der lädierten Yacht notdürftig den nächsten Hafen zu erreichen. Dort angekommen wiederholen sich dann die alten Dramen: überteuerte Werftaufenthalte, wenig professionelle Arbeiten, ewige Probleme mit der Versorgung an Ersatzteile inklusive monatelange Wartezeiten. Und dann noch die Schwierigkeiten mit Transport und Zoll. Rennereien über Rennereien, die den Segler nur von einer Werkstätte zur nächsten bringen und kaum mit erhofften Landausflügen und Sundowners zu tun haben.

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Und doch muss man nicht ein Technikfreak sein, um das eigene Segelboot in Schuss halten zu können. Denn in vielen Fällen hätte eine besserer Überblick über die laufende Wartung schlimmeres vermeiden können. Doch wie behält man einen Überblick?

Überblick behalten – und das bis zur Mastspitze!

Am Besten auf die ganz althergebrachte Weise: indem man Listen schreibt. Listen, die von jedem technischen System an Bord die wichtigsten Eckdaten beinhalten, über die zeitlichen Intervalle für die Überprüfung Auskunft geben und die mögliche Schwachstellen in Form von wiederholten Reparaturen aufzeichnen.

Listen, die den Segler zwingen, sich etwas genauer mit seiner Technik zu beschäftigen, und sei es nur, indem er die Technik an Bord öfter betrachtet. Denn auch wenn es dumm klingt, aber oft genügt es schon, die Technik einfach nur anzusehen. Desto öfter der Segler seine Technik betrachtet, desto besser weiß er auch, wie sie auszusehen hat. Ist dort am Motor immer schon ein Tropfen Öl gestanden? Hat dieser Bolzen im Rigg erste Spuren von Abnützung? Hängt dort nicht ein Kabel etwas aus seiner Führung?

Desto früher der Segler anhand kleinen Veränderungen einen möglichen Fehler seiner Technik sieht, desto kleiner fällt die Reparatur aus: Einen angeschliffenen Bolzen im Rigg zu wechseln ist eine kleine Reparatur, die überall selbst gemacht werden kann. Ein gebrochener Masten aufgrund des durchgeschliffenen Bolzens und dadurch lose gekommenen Wants kann jedoch unterwegs zur lebensbedrohenden Situation werden!

Um diese technischen Wartungslisten selbst auch übersichtlich zu halten, hilft eigentlich nur eines: Das Führen eines Technischen Logbuchs der Yacht!

Unser Technisches Logbuch – erschienen bei BoD, erhältlich im Handel und Online

Ein Logbuch also, indem alles vermerkt wird, was es über die Technik an Bord zu wissen gibt und das genug Platz für alle Aufzeichnungen lässt, die über laufende Wartungsarbeiten gemacht werden.

Bisher war es üblich, dass sich Yachteigner selbst ein Technisches Logbuch aus einem Notizbuch basteln. Wer es einfacher haben möchte, für den haben nun Jürgen und ich ein Technisches Logbuch nach Vorbild des Bordbuchs von LA BELLE EPOQUE zusammengestellt und über Books on Demand als Buch veröffentlicht.

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Das Technische Logbuch hilft, wichtige Daten sowie Serviceintervalle und dazu nötige Ersatzteile zu organisieren. Es deckt alle Bereiche von Rigg und Segel über Motor und Getriebe bis zur Elektrik und Wassermacher.
Darüber hinaus gibt das Buch praktische Staulisten für Ersatzteile, ToDo Listen und interessante Umrechnungstabellen.

Und wie immer unterstützt jeder Buchkauf unsere Weiterreise, unsere Berichte und natürlich auch unser Bemühen, Erfahrungen weiterzugeben und die Gemeinschaft an Seglern und zukünftigen Seglern mit Praxiswissen zu unterstützen.

Wenn du uns kein Buch abkaufen möchte und dir lieber selbst ein Technisches Logbuch zusammenstellen möchte, hier ein kleiner Überblick über den Inhalt unseres Technischen Logbuchs zur Anregung: Inhaltsangabe fürs Technische Logbuch

 

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