Mittlerweile sind einige Jahrzente vergangen, seit Jürgen und ich das Fahrtensegeln entdeckten.
Wir waren gerade in den USA, unterwegs auf langer Reise und stets auf der Suche nach Möglichkeiten, noch weiter zu reisen.
Mit kleinem Geld auf große Fahrt zu gehen.
Unaufhaltsam immer weiter reisen zu können – genau das haben wir im Blauwassersegeln gefunden.
Wir belegten eine Woche Segelkurs in LA, doch das ist natürlich nur ein Anfang. Was folgte, war nicht nur „learning by doing“, sondern ein lebenslanges Selbststudium.
Von Anfang an haben wir stets großen Wert auf die Erfahrungsberichte erprobter Blauwassersegler gelegt. Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Vor allem in der nordamerikanischen Blauwasserwelt haben wir zwei Aussagen und Grundhaltungen immer wieder gehört:
Und, beinahe noch Bedeutender:
Diese zwei Grundsätze haben es uns nicht nur ermöglicht, jung und mit kleinem Geld auf große Fahrt zu gehen. Sie haben auch ganz wesentlich dazu beigetragen, dass wir abenteuerliche Reisen in die schwersten Seereviere der Welt unternehmen konnten und können. Und sie begleiten uns bis heute.
Gelten diese Grundsätze auch heute noch?
Heute leben wir in einer Welt, die wohl am einfachsten mit den Schlagwörtern „Spezialisierung“, „Projektausarbeitung“, „Standard“ und“ Konsum“ umrissen werden kann.
Immer öfter beobachten wir, dass Blauwasserreisen als Projektarbeiten gestartet werden. Dass regelrechte „Ausrüstungsralleys“ als die vermeintlich besten Vorbereitungen für den Aufbruch durchgezogen werden.
Dass sich Menschen, die als immer höher ausgebildete Spezialisten durch eine erfolgreiche Berufswelt gehen, plötzlich mit den einfachsten Arbeiten an Bord hilflos überfordert fühlen. Und das mehr und mehr Menschen bei Pannen auf Hilfe angewiesen sind, anstelle sich mit Kopf und Händen selbst zu helfen.
Das hat zumindest auf den Ozeanen dieser Welt ungute Konsequenzen. Ja, ich wage fast zu sagen, dass dadurch Blauwassersegeln vor allem teuer und frustrierend wird. Wenn nicht sogar gefährlich.
Warum ich das behaupte?
- Mit Ausrüstung überladene Yachten erleben meist einen Wartungsstau. Dadurch werden frühzeitige Warnsignale nicht bemerkt. Folglich wird die Schiffstechnik unsachgemäß belastet oder bricht.
- Immer wieder erleben wir, dass Yachtausrüstung zwar teuer ist, aber nicht unbedingt nach dem hohen Qualitätsstandard gebaut wurde, den sie vermittelt. Manche Ausrüstung scheint mehr für den Hafen als für die Dauerbelastung auf Hochsee gefertigt zu sein.
- Qualitative Unterschiede sind vor allem für einen Laien kaum zu erkennen. Wir haben hochpreisige Ankerwinden mit Kunststoffzahnräder gesehen. Oder gängige Yachtautopiloten, in denen 4-Euro Elektromotoren aus chinesischer Herstellung verbaut sind. Ich spreche von Elektromotoren, deren typische Einsatzbereiche in Snackautomaten oder an Türöffner sind. Kaum vergleichbar, mit einem durchgehenden wochenlangem Einsatz auf einer Ozeanüberquerung.
- Minderwertige Materialqualitäten werden zum immer größeren Problem. Wir haben Segeltuch erlebt, das nach dem ersten Einsatz Materialermüdung und Risse zeigte. Schäkel, die lange vor ihrer angegebenen Bruchlast verbiegen. Dichtungen, die sich auflösen und Impeller, die kaum eingebaut schon wieder ausgetauscht werden mussten.
- Dazu kommt, dass auch auf Yachten immer mehr Elektronik Einzug hält, wodurch Reparaturen unterwegs unmöglich werden können. Am Ankerplatz in Patagonien hab ich nichts davon, wenn sich meine Heizung zwar per Handy-App einschalten lässt, sie aber nach einem Fehlercode wegen Schmutz im Diesel nicht mehr startet, bis eine zugelassene Fachwerkstätte den Code aus dem System gelöscht hat.
- Die Beschaffung von Ersatzteilen und Reparaturmöglichkeiten ist in vielen Teilen der Welt mühsam, nervenaufreibend und teuer. Wer sich nicht selbst helfen kann, muss mit hohen Kosten, Enttäuschungen und Frustration rechnen.
- Aber auch die hochwertigste Ausrüstung kommt an ihre Grenzen, wenn Verschleiß und kleine Fehler nicht rechtzeitig erkannt und behoben werden. Und das kann unterwegs niemand anderer als die Crew selbst.
An Bord vieler Blauwasseryachten wird aus der „Ausrüstungsralley“ vor Reisestart eine „Reparaturralley“ unterwegs! „Wir reparieren uns um die Welt“, gehört zu den leidigen Aussprüchen, die von frustrierten Crews immer wieder zu vernehmen ist.

Gefährlich wird es spätestens, wenn „Murphies Law“ dann eintritt, wenn es auf die tadellose Funktion der Ausrüstung ankommt.
Wenn der Motor in einem Strömungsgebiet ausgeht. Oder wenn die Segel sich bei Starkwind nicht mehr einrollen lassen. Wenn das Ankergeschirr im Sturm bricht oder die Navigation zwischen Riffen ausfällt.
Dann geht es nicht mehr um Geld oder Nerven, sondern um die eigene Sicherheit.
Deshalb behaupten wir, dass auch heute noch die alten Grundsätze, mit denen wir losgesegelt sind, mehr als Bestand haben:
Für eine gelungene Blauwasserfahrt benötigt es eine „unaufhaltsame Yacht“, die hochwertig, durchdacht und simpel ausgestattet ist.
Eine Yacht, die allem voran, zu den Fähigkeiten ihrer Crew passt und von dieser problemlos geführt und gewartet werden kann.
Was genau wir darunter meinen, werden wir in dieser neuen Reihe – „Die unaufhaltsame Yacht“ – die kommenden Wochen hier auf unserer Homepage beschreiben.
Wir werden diese Serie mit Erfahrungsberichten füllen, aber auch mit unseren Gedanken und mit Notfallszenarien. Und wir zeigen dir, wie du dich selbst und deine Yacht fit fürs große Abenteuer machen kannst.
Diese neue Blauwasserserie versteht sich wie immer als Gedankenanstoß. Es ist unsere Einladung an dich, von unseren Erfahrungen zu profitieren. Falls du Anmerkungen, Gedanken oder andere Erfahrungen hast, freuen wir uns, wenn du uns ein Kommentar oder email schreibst.