Im 3. Teil dieser Serie haben wir besprochen, dass es unverzichtbare Systeme und Ausrüstung an Bord von Blauwasseryachten gibt. Und wir haben uns Gedanken zum Thema Rigg und Segel gemacht, eines der drei wichtigsten Grundlagen der Segelyacht: Rigg, Rumpf und Ruder!
Kommen wir nun also zur nächsten unverzichtbaren Ausrüstung einer unaufhaltsamen Blauwasseryacht: Ruder, Steuer und Selbststeueranlage

Das Ruder
Grundsätzlich gilt:
- Das Ruder der unaufhaltsamen Blauwasseryacht muss so konstruiert sein, dass es auch bei Kollision oder Grundberührung nicht beschädigt werden kann, sich nicht verbiegt oder reißt. Unserer Meinung ist immer noch ein Ruder hinter Skeg oder Ruderhake die einzig sensible Lösung für Blauwasseryachten. Auch bleiben bislang Doppelruderanlagen auf Einrumpfyachten am exponiertesten.

- Selbst bei mangelnder Wartung oder ausgeschlagenem Lager darf sich der Ruderschaft nicht lösen können. Sensible Anlagen (jegliche freihängende Ruder) sollten zumindest mit einem wasserdichten Schot zum restlichen Schiff abgetrennt verbaut sein, damit Ruderverlust wenigstens nicht sofort zum Untergang der Yacht führen kann.
- Der Ruderschaft muss regelmäßig kontrolliert werden, vor allem Elektrolyse oder Materialermüdung muss so früh als möglich erkannt werden. Bei ersten Anzeichen von Problemen muss die Anlage erneuert werden.
- Das Ruder muss leichtgängig sein und wenn nötig mit Ruderanschlägen abgesichert sein, um nicht gegen den Rumpf schlagen zu können.
- Die Übertragung zwischen Steuerrad und Ruderblatt muss so dimensioniert sein, dass sie die Dauerbelastung auf Hochsee standhalten kann: Zum Beispiel qualitativ hochwertige Steuerseile über große Umlenkrollen oder gut dimensionierter Hydraulikzylinder mit stabilen Aufnahmen und hochwertigen Lagern.
- Eine zusätzliche Notpinne gehört auf einer Blauwasseryacht zur Standardausrüstung
- Material und Werkzeug zum Bau eines Notruders sollte an Bord sein

Komplette Ruderausfälle sind selten, und doch kämpfen die meisten Blauwassercrews früher oder später mit Steuerproblemen:
Denn der Ausfall der Selbsteueranlage wird an Bord von fast jeder wettgereisten Yacht früher oder später Realität.
Der Autopilot
Für Ausfälle des Autopiloten sind mindestens zwei Faktoren verantwortlich:
- Schlechter Trimm der Segelyacht
- Minderwertige Qualität von Autopiloten
Leider müssen wir wiederholt feststellen, dass namhafte Hersteller von Autopiloten mitunter qualitativ minderwertige Bauteile verbauen, obwohl der geforderte Ladenpreis betreffender Anlagen durchaus hochwertige Bestandteile erlauben sollte und dem Kunden den Eindruck einer Qualitätsanlage vermittelt.

Minderwertige, nicht gedämpfte Steuerkompasse sind mitunter verantwortlich, dass solche Anlagen unnötig stark arbeiten. Billigste E-Motoren halten die Dauerbelastungen von Hochseetörns kaum durch. Durch dünne Riemen, die mittels Kunststoffzahnräder die Arbeit aufs Steuerrad übertragen ist Bruch und Pannen vorprogrammiert.
Werden solche Anlagen dazu verwendet, wochenlang ununterbrochen eine Yacht über einen Ozean zu steuern, oder fordert anspruchsvolles Wetter einmal höhere Steuerleistungen, kommen diese Anlagen schnell an ihre Grenzen.
Zwar halten elektrische Autopiloten in der Regel auch schlecht getrimmte Yachten einige Zeit auf Kurs. Jedoch muss der Autopilot einer vertrimmten Yacht ungleich stark arbeiten und es kommt früher zu Ausfällen.
Als einzig sensiblen Lösungsansatz empfehlen wir, sich nicht nur auf einen elektrisch betriebenen Autopiloten zu verlassen, sondern zusätzlich eine Windsteueranlage an Bord zu verwenden.

Die Windsteueranlage
Diese Anlagen können die Blauwasseryacht auch ohne Stromverbrauch steuern und sind generell robuster bei wochenlangem Hochseeeinsatz.
Windsteueranlagen mit Pendelruder sind besonders kräftig und arbeiten in der Regel auch zuverlässig bei Starkwind und anspruchsvollen Bedingungen. Sie können die Crew bei Starkwindtörn signifikant entlasten.

Im Gegensatz zu Windsteueranlagen mit Pendelruder gibt es auch Windsteueranlagen mit eigenem Ruder am Markt. Diese Anlagen bieten wiederum den Vorteil, auch als Notruder für die Yacht arbeiten zu können.
Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Windsteueranlagen bleibt allerdings, dass die Crew den Umgang mit der Windsteueranlage lernt und die Yacht trimmen kann. Nur eine gut getrimmte Yacht wird sich über längere Strecken auch ohne Problem von einer Windsteueranlage auf Kurs halten lassen.

Dennoch ersetzt unserer Erfahrung nach eine Windsteueranlage an Bord einer modernen Blauwasseryacht den Autopiloten nicht gänzlich. Vor allem bei leichten Winden, bei Motorfahrten und unter Küsten mit sehr wechselnden Winden ist ein elektrischer, kompassgesteuerter Autopilot klar im Vorteil.
Die Ausrüstung einer Blauwasseryacht mit einer Windsteueranlage und einem zusätzlichen elektrischen Autopiloten schlägt sich auch positiv auf die Redundanz – die Yacht wird zur unaufhaltsamen Yacht.
Egal, wie viele oder gute Selbststeueranlagen an Bord einer Blauwasseryacht verbaut sind. Sie ersetzten dennoch nicht die notwenige Fähigkeit, die Yacht von Hand steuern zu können. Eine Crew, die ihre Yacht nicht in allen Bedingungen steuern kann, hat auf Hochsee nichts verloren.

Die Fähigkeit, deine eigene Yacht zu Steuern hilft indirekt aber dauerhaft auch dem Autopiloten oder der Windsteueranlage. Denn mit jeder Zeit, die du am Steuer verbringst, lernst du die Yacht besser kennen und besser trimmen. Und schlussendlich können nur gut getrimmte Yachten dauerhaft von einer Selbsteueranlage auf Kurs gehalten werden, ohne dabei die Anlage zu überlasten.


















