„Der Wind ist kostenlos!“ Diese Aussage stimmt wohl nicht ganz. Und viele angehende Segler fragen sich, welche Kosten auf Weltumsegelung wirklich anfallen. Und auch wenn die Ausgaben an Bord jeder Langfahrtyacht sehr individuell sind, manche Kosten an Bord hat wohl jeder Segler auf Langfahrt zu tragen! Wie so ziemlich alle Fahrtensegler haben auch wir uns lange gescheut, auf unserer Homepage einmal das Thema „Geld und Blauwassersegeln“ anzuschneiden. Nicht, weil wir Millionäre wären, die sich über Geld einfach keinen Kopf machen müssen. Nein, aber weil ́s mehr als schwierig ist, wertvolle Tipps und allgemein gültige Einschätzungen über die Ausgaben und die Kosten von Blauwassersegeln zu machen.Zu verschieden sind die Bedürfnisse von Segler, zu verschieden ihre Boote und Bootskosten, zu verschieden die Reviere und die damit verbundenen Ausgaben.

Dennoch gehört das Thema unvermeidlich dazu und kommt auch immer wieder als Frage an uns (und an viele segelnden Freunde). Je nach dem, mit welchem Segler man nun darüber spricht, sind die Aussagen über die Kosten einer Langfahrt auch extrem verschieden. Die einen erzählen von wenigen Hundert Euro, die Kosten vom Bordhund eingeschlossen, andere haben weit über Tausend Euro als ihr Minimum erfahren. Kein Wunder, dass die meisten Segler nun mit der grundehrlichen und richtigen Aussage antworten: „Eine Langfahrt wird alles Geld, dass dafür zur Verfügung steht, auffressen!“ Nur leider hilft diese Antwort den wenigsten Ratsuchenden weiter!

Auch wir gehören zu den Segler, die nicht klar beantworten können, wie viel Geld „man“ nun eigentlich für längerfristiges Blauwassersegeln braucht, aber wir werden hier versuche, etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen, indem wir die verschiedenen Kosten auf Langfahrt beleuchten.

Leben unterwegs kostet Geld, das ist jeden klar. Doch aus welchen Kosten setzen sich die Ausgaben unterwegs nun wirklich zusammen?

Lebenskosten und Versicherungen

Um sich die Frage, wie viel Geld man selbst für eine weite Reise benötigen wird, einmal näher zu bringen, muss man sich zuerst mal die eigene Situation ansehen. Zunächst kann man sich ausrechnen, was die Grundbedürfnisse so kostet. Einfach mal mitschreiben, was man so an Lebensmittel verdrückt und einen kleinen Polster dazurechnen (für die Mehrkosten in verschiedenen Ländern). Sonstige persönliche Ausgaben werden unterwegs sicher geringer – fallen aber nicht weg. Schöne Schuhe oder Kleider werden in den Hintergrund rücken, hin und wieder benötigt aber auch der sparsamste Segler neue Klamotten, will einem Einheimischen eine besonders schöne Schnitzerei abkaufen, braucht einen neuen Akku für die Fotokamera,…

Einkaufen unterwegs
Vor dem großen Lebensmitteleinkauf informieren wir uns über die Situation im Land – welche Geschäfte stehen zur Auswahl, welche Qualität gibts zu welchen Preis? Erst dann kommt der große Provianteinkauf.

Dazu kommen eventuelle Versicherungen. Die kann man auch noch recht leicht nachfragen, indem man sich Angebote einholt. Hier sei erwähnt, dass staatliche Krankenversicherungen und Kreditkarten-Reiseversicherungen nicht für Fahrtensegler zugeschnitten sind und langfristig unterwegs eigentlich nix bringen.

Damit sind diese zwei Größen (Lebenskosten und Versicherungen) in der Rechnung , auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen.

Reisekosten

Die nächste Größe sind die zusätzlichen Reisekosten: viele Länder lassen sich das Reisen entlang ihrer Küsten gut bezahlen: Cruising-Permits sind sehr oft teuer. Gerade entlang vielgeschätzter Fahrtensegel-Reviere sind diese Kosten nicht zu verachten, oft genug im Bereich von hundert Dollar und teilweise darüber per Land. Auch über diese Kosten kann sich ein interessierter Segler selbst informieren, zum Beispiel auf bei den Länder-Infos derNoonsite, ein interessantes und ausgiebiges Infopool für Fahrtensegler. Nicht übersehen: zu vielen Cruising-Permits kommen Visakosten per Crew und Schiff, extra Kosten für Verlängerungen. Manche Länder verlangen einen „Agent“ für die Abwicklung der Papiere – wieder extra Kosten. Je nach geplante Segelreviere können zusätzliche Transit-Kosten anfallen (Wir haben schon in den 90’er Jahren 550 US$ für den Panama-Kanal Transit bezahlt).

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Doch die Reisekosten betreffen nicht nur Papierkram, sondern auch Hafenkosten. Wahrscheinlich darf man mittlerweile schon in vielen typischen Segelrevieren mit Hafenkosten von 1,5 bis 2 US$ pro Fuss Bootslänge und pro Tag rechnen (und ja, manche Häfen lassen sich nicht mit der Länge über Deck abspeisen). Natürlich gibt es Länder, die hier billiger sind (wie zum Beispiel die meisten nördlichen Destinationen), aber auch hier kann man sich über Internet selber ein Bild machen: einfach mal nach Yachthäfen in den geplanten Gebieten googeln und ihre Preislisten suchen.

Hafen
Häfen kosten Geld, soll das Boot längere Zeit in einem Hafen liegen, segeln wir in an eine Küste, an der die Hafengebühren moderat sind.

Damit ist auch ganz klar, dass sich viele Fahrtensegler nur das Liegen vor Anker leisten können oder wollen. Das ist auch gut und ohnehin oft schöner, doch manchmal geht ́s nicht ohne Hafen, es gibt keinen Ankerplatzoderman muss einen heranziehenden Sturm im Hafen abwarten und statt dem geplanten kurzen Abstecher von einem Tag wird eine Hafenwoche.

Für Ankerplatz- Liebhaber muss erwähnt werden, dass an sehr vielen Ankerplätzen dennoch Gebühren anfallen können: fürs Dingi. Denn an genügend Plätzen kann man sein Dingi nirgends als an einem Steg festmachen, einen Steg, der oft genug 1 bis 5 Dollar kostet. Mit einiger Raffinesse kann man sich davon ab und an drücken.

Ankern im Riff
Vor Anker zu liegen kann auch das Budget schonen. Dennoch können Kosten anfallen, zum Beispiel fürs Anlanden an einem Dingisteg.

Weitere Reisekosten sind Eintritte (Nationalparks, Museen,…), eventuelle Mietauto-Ausflüge oder Landreisekosten, Restaurantbesuche, geführte Touren,…. Auch wieder sehr persönlich. Wer sparen muss, muss keine derartigen Ausgaben habe. Als Fahrtensegler muss man sich aber im Klaren sein, ob man reist, nur um zu segeln, oder auch, um die Länder zu erleben. Will man die Länder sehen, wäre es schade, für diesen Posten kein Geld einzurechnen. Aber auch hier geht viel billig: Touren mit den öffentlichen Bussen, Wandern, …

Bootskosten

Für Segler kommt nun noch ein sehr schwerwiegender Kostenpunkt dazu: Bootskosten (Wartungskosten, Reparaturkosten, Aufbesserungskosten, Betriebskosten, Verschleißkosten):

Viele Blauwassersegler versuchen, den Leitspruch „KISS – Keep it simple stupid“ ernst zu nehmen, um so Geld zu sparen. Soll heißen, alle Technik, auf die verzichtet werden kann, bricht

auch nicht und fordert keine Kosten unterwegs. Wartungskosten und/oder Reparaturkosten. Dies sind Kosten, die ordentlich ins Gewicht fallen, speziell, wenn sich die Crew nicht selbst helfen kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die ersten Reparaturen und Austausch-KäufebereitsnachdererstenAtlantik-Überquerung (also während der ersten Monate unterwegs) anfallen: gebrochene Selbststeuerungen, ein oder zwei zerrissene Segel, ein defekter Kühlschrank (jedes dieser vermeintlich kleinen Probleme ist zwischen 500 und 1000 Euro wert, wenn man sich nicht selbst helfen kann und in der Karibik seine Bestellung abgibt).

Wartungsarbeiten
Wartungsarbeiten selber machen spart nicht nur Geld, sondern auch Kopfschmerzen.

Deshalb kann man angehende Blauwassersegler am Besten den Tipp geben, weniger aber dafür hochqualitative Produkte an Bord zu nehmen. Viel Yacht-Zubehör ist offensichtlich mehr für Yachten, die in Häfen liegen, gebaut, auch wenn dessen Preise anderes vermuten lassen. Auch KISS-Segler würde ich raten, bis zu 2000 Euro pro Jahr extra für Gebrechen einzurechnen. Wenn ́s übrig bleibt, ist ja auch kein Problem.

Wartungskosten fallen ebenfalls hoch an: je nach Unterwasserfarbe (und die ist in vielen Ländern schlecht) muss die Yacht alle 1 bis 3 Jahre aus dem Wasser. Wenn die Crew die Arbeit selbst ausführt (Antifouling streichen), kann man unterwegs mit Trockendockkosten um die 1000 bis 1500 Euro rechnen. Vorausgesetzt, es kommt zu keinen längeren Stehzeiten (Osmosebehandlung, Rostprobleme,…) und vorausgesetzt, man hatte die Zeit, sich für einen nicht zu teuren Platz umzusehen. (Beispiel: Krankosten in Grönland für ca. 40 Fuß Yacht rund 3000 Euro – ohne Lackkosten oder Zinkanoden).

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Wartungsarbeiten
Nicht jede Werft lässt die Bootseigner selbst an der Yacht arbeiten. Auf abgelegene Routen kann Geld eingespart werden, wenn die Werften von lokalen Fischkuttern in Anspruch genommen werden. Hier auf den Färöischen Inseln nützen wir den Schlitten einer aufgelassenen Werft, der nur noch von lokalen Fischern betrieben wird.

Wartungskosten fallen auch am Motor an: wer sich hier nicht selbst helfen kann, muss die Arbeiten von Werft oder Motorwerkstätten unterwegs einplanen. Wartungskosten sind: Ölwechsel, Filterwechsel, Ventile einstellen, Kühlflüssigkeiten Wechsel, Impeller, große Servicekosten,… Sich am Motor auszukennen, kann damit die Bordkasse sehr schonen. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier keine Preise nennen kann. Wir warten und reparieren unseren Motor selbst und haben bisher nur Kosten für Öle, Filter, usw. (Jürgen hat gerade in den vergangenen Wochen die Ventile neu eingestellt, das Getriebe überholt, die Motorlagerung erneuert,…) Wer allerdings denkt, er könne Geld sparen, indem die Motorwartung schlichtweg nicht gemacht wird, muss mit sehr hohen Folgekosten rechnen: Reparatur und Motoraustausch kann der Reise ein Ende bereiten!

Weitere Wartungskosten unterwegs fallen (je nach Yacht und Eigner) für Rettungmittel und Decksausrüstung an. Auch darüber kann ich keine Zahlen geben, weil wir diese Kosten nicht haben.

Rettungswesten
Je nach Ausstattung der Yacht können jährliche Kosten für die Wartung und Überprüfung der Rettungsmittel anfallen.

Je nach dem, in welchen Zustand die Yacht am Start der Reise war, können Reparaturkosten in die Höhe schießen. Braucht die Yacht unterwegs ein neues Rigg, neue Segel, einen neuen Motor? Oder müssen Sanierungsarbeiten vorgenommen werden: Sandstrahlen, Osmosebehandlung, Deck-Sandwich-Sanierung,…? Kosten, die wahrscheinlich irgendwo bei 5000 Euro anfangen und nach oben wenig Grenzen haben. Diese Kosten treffen schlecht ausgerüstete Yachten ziemlich sicher, wobei nicht davon ausgegangen werden darf, dass man bei guter Startausrüstung nicht trotzdem die eine oder andere Misere erlebt: Motorschaden, Riggprobleme, … Wenn man die Reise nicht bei derartigen bisher zirka 500 Betriebsstunden per Jahr (die Flussfahrt mit eingerechnet, alles in nördliche Seegebiete mit wechselhaften Winden und vielen Wartezeiten auf „richtigen Wind“, inklusive die vielen Motorstunden beim Suchen von Ankerplätzen in nicht kartografierten Buchten, laufender Motor beim Ankern). Bei unserem Dieselverbrauch von ca. 3 Liter pro Stunde kommen wir damit auf ungefähr 2500 Euro Dieselkosten im Jahr (natürlich in unserem Fall ohne Heizungskosten, die obendrauf empfindlich ins Geldtascherl greifen).

Und auch wenn man es sich vornimmt: nur noch die allerwenigsten Segler verweilen wirklich über Tage oder gar Wochen in einer Flaute, ohne den Motor zu starten und weiter zu ziehen. Manche Seegebiete lassen langes Warten auch garnicht zu, die Kosten für Reparaturen nach Schwerwetter sind nämlich meist auch nicht toll…

Unter Motor
Die letzten Seemeilen unter Motor. Nur die wenigsten Yachtcrews liegen tagelang in der Flaute, wenn das Ziel nach einer Ozeanpassage zum greifen nahe ist!

Zu laufende Betriebskosten zähle ich auch Benzinkosten für den Außenborder, Gas zum Kochen (und hin und wieder auch die neuen Flaschen), Lacke, Schmiermittel, Öle, Spraydosen, Schrauben, Schäkel, (wer will) Reinigungsmittel, …

Weitere Bootskosten sind die Verschleißkosten: sie fallen sporadisch an und können mit guter Pflege der Ausrüstung und mit Voraussicht und Preisschauen im Zaum gehalten werden. Vermeiden lassen sie sich allerdings nicht. Verschleißkosten wie Austausch von Fallen oder Schoten, Ankergeschirr, Batterien,… Während unserer Jahre unterwegs waren bisher zum Beispiel neue Batterien und ein neues Großschot nötig. Einfach mal die Zubehörkataloge schmökern (und nicht die möglichen höheren Preise anderer Länder vergessen…)

Wenn dann alles zusammengerechnet wird und man noch einen kleinen Polster für Unvorhergesehenes aufrechnet (Dingiverlust, Ankerverlust, Trosse in der Schraube, Krankenhausaufenthalt …) hat man ziemlich die Kosten für eine Weltbesegelung zusammen. Zwischenzeitliche Heimreisen nicht eingeschlossen! Kosten, die je nach Revier von einigen hundert Euro bis weit über tausend Euro pro Monat ausfallen!

Wartungsarbeiten

Wir wollen uns nicht um die Welt reparieren – oder, wie hat man eigentlich die Yachttechnik im Griff?

Wann benötigt eigentlich der Dingi-Aussenborder sein nächstes Service? Und mit welchem Öl läuft unser Getriebe noch einmal? Müssen die Wasserfilter schon wieder gewechselt werden und wann steht eigentlich die nächste Überprüfung der Rettungsinsel und der Feuerlöscher an? Wie lange sind wir mit der letzten Propangas-Füllung ausgekommen? Vielleicht sollten wir uns ja noch eine extra Gas-Flasche …

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Leser Christian fragt nach: „Meine Frage zum Aussteigen für den Anfang, welches Schiff würdet Ihr empfehlen, auf was ist bei Proviant und nicht unwichtig beim Geld zu achten?“ Hier findest du unsere Antwort!

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Auntie

Ausrüstung auf Weltumsegelung

oder: Muss man sich als Langfahrtsegler wirklich „um die Welt reparieren“? Welcher kaputten Ausrüstung wir auf Langfahrt hauptsächlich begegnen.

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Fakarava
Vor Anker in Fakarava, Französisch Polynesien

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