Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK), Metall (Aluminium und Stahl), Holz, Sperrholz überzogen mit Fieberglas und Ferrozement sind seit langer Zeit übliche Baumaterialien für Yachten.
Jedes Baumaterial einer Blauwasseryacht hat Vor- und Nachteile und benötigen Pflege und Wartung.
Unter Blauwasserseglern haben sich heute überwiegend die ersten beiden Baumaterialien durchgesetzt: Fieberglas oder Metall (Stahl oder Aluminium). Je nach Fahrgebiet und Einsatz, aber auch je nach deinem technisches Verständnis und deiner finanziellen Möglichkeiten haben diese beiden Baustoffe Vor- und Nachteile.
Blauwasseryachten aus GFK (Glasfaserverstärktem Kunststoff)
Glasfaserverstärkter Kunststoff löste in den sechziger Jahren den Baustoff Holz ab und revolutionierte den Bootsmarkt. Durch den Einsatz von Negativformen konnten plötzlich Yachtserien erzeugt und die Produktionskosten verringert werden.
Anfänglich wurden GFK-Rümpfe ihren hölzernen Vorgängerinnen nachgeahmt: Yachten mit schwerem Displacement und traditionellen Linien, dicken Laminat und zahlreichen hölzernen Schoten zur Aussteifung waren das Ergebnis.
Nach und nach experimentierten Yachtkonstrukteure und Werften mit neuen Formen und Designs. Dieser Entwicklung lagen mindestens zwei Überlegungen zu Grunde:
Einerseits der Versuch, schnellere und manövrierfähigere Yachten zu erzeugen, andererseits die Möglichkeit, Produktionskosten einzusparen.
Im Großen und Ganzen sind so unzählige Yachten für die verschiedensten Einsatzzwecke entstanden. Wenn auch mit der Einschränkung, dass manche Versuche und Produktionen das Augenmerk zu sehr auf Einsparungen gelegt haben und die daraus entstandenen Endprodukte kaum noch als Hochseetüchtig beschrieben werden können.
Deshalb muss bei der Wahl einer Blauwasseryacht aus GFK ebenso wie bei Yachten aus allen anderen Baustoffen auf einige Details geachtet werden.
Einige wichtige Grundlagen für den Einsatz auf Hochsee:
- Der Rumpf muss aus einer Form erzeugt worden sein. Es gibt einige Produktionen, bei denen der Rumpf aus zwei Seiten gefertigt und verklebt wurden, dabei können sicherheitsrelevante Schwachstellen entstanden sein.
- Keine Sandwich-Bauweise: Der Rumpf muss solide aus Matten gefertigt sein, Schaum, Balsaholz oder gesprayte Fasern vermindern die Festigkeit und sollten maximal im Deckbereich Einsatz finden.
- Stark ausgeführte Decks-Rumpf-Verbindung, auch bei starken Belastungen muss diese Verbindung dicht bleiben (Probesegeln bei stärkerem Wind hart am Wind kann Probleme zeigen).
- Starke Verstrebungen im Beriech der Kielaufnahme, starke und „gesunde“ Kielbolzen.
- Die Püttinge müssen zugänglich und massiv gefertigt und untergebolzt sein. Ist Deck und Rumpf zu schwach für das Rigg, kann keine ausreichende Riggspannung gewährleistet werden. Bei gebrauchten Yachten kann ein einfacher Test gemacht werden: Bleibt aufgespritztes Wasser um die Püttinge und den Mastfuß stehen, hat sich das (zu schwache) Deck bereits verformt und die Yacht ist „weich gesegelt“.
- Solide gefertigte Schoten, da sich GFK-Yachten sonst stark verwinden.
- Solide gefertigte Borddurchbrüche.
Meist wird der geringe Wartungsaufwand von GFK Yachten als wichtigster Vorteil des Baumaterials beschrieben. Diese Tatsache stimmt allerdings nur zum Teil, da GFK wie die meisten anderen Baumaterialien auch Probleme beim Kontakt mit Wasser hat:
Osmose passiert, wenn Wasser ins Material eindringt und beginnt, das Laminat zu lösen. Deshalb muss du bei der Wahl von GKF darauf achten, dass der Gelcoat und speziell der Unterwasseranstrich (unter dem Antifouling) Intakt sind.
Viele Besitzer von GFK-Yachten schützten ihren Rumpf mit einer nachträglich angebrachten Epoxy-Beschichtung. Sollte die Yacht auf Grund laufen und Schäden in der Beschichtung erfahren, muss auch eine GFK Yacht schnellstmöglich gepflegt und ihre Lackschicht ausgebessert werden.
Alte GFK Yachten zeigen auf Deck gerne unzählige Haarrisse im Gelcoat, auch sie müssen ausgebessert werden. Regelmäßige Politur hilft, die Beschichtung von GFK-Yachten intakt zu halten.
Leider entstehen manche Probleme von GFK-Yachten, da die Eigner der Yachten die Tatsache von „geringen Wartungsanspruch“ mit „keiner Wartungsnotwendigkeit“ verwechseln.
Ein wichtiger Vorteil von GFK-Yachten liegt darin, dass sich GFK problemlos reparieren lässt. Altes GFK verbindet sich in der Regel gut mit neuem Material und auch nach Bruch kann die alte Festigkeit wiederhergestellt werden. Vorrausgesetzt, die beschädigte Yacht schafft es auch in den nächsten Hafen.
Im Zusammenhang mit Kollision gilt allerdings: GFK ist ein sprödes Material, bei Überbelastung kommt es nicht zur Verformung, sondern zu Bruch.
Leider sind die meisten GFK-Yachten mit unzähligen Löcher im Deck überseht, da sämtliches Deckszubehör durch das Deck verschraubt wird. Während der hohen Beanspruchung durch Fahrtensegeln können diese Verschraubungen undicht werden und müssen laufend neu gedichtet werden.
Metall: Stahl und Aluminium
Eine kleinere Flotte an Metallbooten ist auf den Weltmeeren unterwegs. Eine Ausnahme bilden Extremreviere, wo Metallyachten auch heute noch die Mehrheit der Yachten unterwegs bilden.
Generell haben sich zwei Baustoffe durchgesetzt: Stahl und Aluminium. Heute ist der Bau von Stahlyachten zurückgegangen. Aluminium erfreut sich immer höherer Beliebtheit, da der Wartungsaufwand von Stahlyachten höher ist. Gebrauchte Stahlyachten können für Amateure schnell zum unerwarteten Arbeitsaufwand werden.
Generell sind Aluminium-Yachten teurer in ihrer Anschaffung. Aber auch solide gefertigte und gut gepflegtes Stahlyachten sind in der Regel hochpreisig. Einzige Ausnahme bilden stark verwahrloste Yachten und eventuell Notverkäufe.
Neben Werftbauten sind am Markt auch viele Metallyachten aus Eigenbau zu finden. Eigenbauten können sowohl Vor-, als auch Nachteile haben. Je nach Erfahrung und Verstand der Bauherren kann eine Yacht aus Eigenbau Einzelheiten in der Konstruktion verbessert oder verschlechtert haben.
Natürlich gibt es auch genug Yachten aus Eigenbau, die genau den Konstruktionsplänen der Designer entsprechen oder bei denen Abänderungen vom Konstrukteur berechnet und zugestimmt wurden.
Einige Grundlagen für Metallyachten:
- Das Design der Yacht muss dem Baumaterial entsprechen, Leichtdisplacement-Designs können kaum aus schwerem Stahl gefertigt werden. Wenn du bisher keine Erfahrung mit Yachten sammeln konntest, empfehle ich, Metallyachten die nach Konstruktionsplans gefertigt wurde zu wählen.
- Die Schweißnähte unterhalb der Wasserlinie sollten nicht verschliffen sein
- Metallrümpfe müssen im richtigen Maß mit Opferanoden gegen Elektrolyse geschützt werden
- Borddurchbrüche sollten solide sein, eingeschweißte Rohre haben sich sehr gut bewährt.
- Stahlyachten rosten in der Regel von Innen nach Außen, die Bilgen müssen gut gewartet und gesund sein. Überall, wo Wasser stehen kann, werden Stahlschiffe früher oder später zu rosten beginnen, bereits in Konstruktion und Bau können hier Schwachstellen vermieden werden.
- Löcher im Deck können leicht vermieden werden, indem Decksausrüstung auf geschweißten Stehbolzen verschraubt werden. Aluminium und Stahl müssen voneinander isoliert werden.
- Holz auf Stahl kann zu ungesehenen Rostproblemen führen. Weshalb ich von Holzdecks auf Stahlyachten abrate.
- Die Elektrik an Bord von Metallyachten muss einwandfrei verlegt und gewartet sein. Nur so lässt sich elektrische Korrosion zu vermeiden. Aluminiumyachten müssen elektrisch isoliert sein, das heißt, auch Motor und Generatoren müssen massefrei verbaut werden.
Gut gewartete Metallyachten bieten die größte Sicherheit bei Kollision, wobei vor allem Stahl ein hohes E-Modul aufweist. Das heißt, dass sich Stahl verformt und lange nicht bricht oder reißt. Auch ernsthafte Kollisionen oder Grundberührungen gehen meist mit einer Delle aus, während Yachten aus anderen Materialien längst leckgeschlagen wären. Aluminium ist weniger tolerant auf Verformung als Stahl und wird früher reißen, oder leckschlagen. Ein Rumpf aus Aluminium muss deshalb stärker als aus Stahl gebaut werden.
Metallyachten sind in der Regel sehr stabil gebaut, sie verwinden und verformen sich auch im Alter nicht, sie werden nicht „weichgesegelt“.
Nicht jede Aluminiumlegierung eignet sich für den Einsatz im Salzwasser. Auch verträgt ein Rumpf aus Aluminium nur spezielle Antifouling und Anoden. Ältere Aluminiumyachten können schwer erkennbare Elektrolyseprobleme haben, vor allem, wenn der Kielballast direkt im Rumpf liegt. Dann oxidieren sie von innen nach außen.
Stahlyachten haben generell einen höheren Wartungsaufwand. Stahl rostet und muss mit diversen Lackschichten vor Salzwasser und Luft geschützt werden.
Vor allem für Amateure ist es schwierig, gebrauchte Stahlyachten richtig zu beurteilen und beim Kauf zu wissen, welchen Arbeitsaufwand die Yacht nötig hat.
Reparaturen und Abänderungen kannst du bei Metallyachten relativ einfach bewerkstelligen, da sie geschweißt werden können. Ein rostiger Bereich im Stahlrumpf kann am Trockendock ohne große Schwierigkeiten herausgetrennt und mit neuem Stahl geschweißt werden. Kannst du die Schweißarbeiten nicht selber vornehmen, sind in der Regel weltweit Fachkräfte für diverse Arbeiten zu finden. Stahlbauarbeiter sind weltweit leichter zu finden als Aluminiumfacharbeiter.
Der oft gehörte Nachteil, dass Metallyachten schwer sind und schlecht segeln, ist eigentlich nicht richtig.
Schwerdisplacement Yachten sind aufgrund ihres Designs schwer und vergleichbare Yachten aus anderen Materialien haben in der Regel ähnliche Tonnen.
Passt Rigg und Segelfläche zum Yachtdesign, segeln auch schwere Blauwasseryachten gute Etmale. Da viele Blauwassersegler mit ihren Yachten mit schwerem Displacement sehr zufrieden sind, zählen sie bis heute zu gängigen Blauwasseryachten.
Vorsicht gilt Yachten aus gemischten Baumaterial, zum Beispiel Stahlyachten mit Holzdecks. Wartungsfehler können zu undichten Verbindungen führen. Diese Yachten werden am besten von erfahrenen Händen betrieben.
Holz: Yachten aus Vollholz und Sperrholz
Einst war Holz das gängige Baumaterial für Yachten und erste Weltumsegelungen wurden mit Vollholzyachten gemeistert. Später wechselten viele Werften zum Baustoff GFK und so wurden Vollholzyachten seltener. Damit verschwand leider zunehmend das Wissen um ihre Pflege und Wartung. Preise von alten Blauwasseryachten aus Holz brachen zusammen.
Viele Holzyachten werden heute von Traditionsseglern gepflegt und betrieben.
Es gibt verschiedene Bauweisen von Holzyachten. Sie können kaum miteinander verglichen werden.
Die traditionelle Bauweise besteht aus Planken, die über Spanten gebogen werden. Diese Yachten wurden früher kalfatert und mussten vor dem Austrocknen geschützt werden. Heutige Vollholzyachten aus Planken werden mit modernen Dichtmittel vergossen.
Fachleute streiten sich über die Vor- und Nachteile der Möglichkeit, Vollholzyachten mit GFK zu überziehen. Überzogene Holzyachten werden nicht mehr undicht durch schlechtes kalfatern oder austrocknen. Jedoch kann sich das GFK vom Holz lösen oder Trockenrott im Holz beschleunigen.
Gut gebaute und gepflegte Vollholzyachten sind auch heute noch starke und schöne Blauwasseryachten.
Eine modernere Holzbootsbau-Variante ist wasserfest verleimtes Sperrholz. Diese Möglichkeit wird heute für den Eigenbau und für Mehrrumpfyachten genutzt. Diese Yachten werden in der Regel mit GFK überzogen.
Da sich Sperrholz nicht wie Vollholz je nach Feuchtigkeit ausdehnt oder zusammenzieht, entstehen an diesen Rümpfen nur selten Probleme mit Delaminierung. Sperrholzyachten werden in der Regel leichter gebaut als Vollholzzyachten, ihre Widerstandsfähigkeit bei Kollision ist aber auch geringer. Eine Ausnahme bilden Sperrholzboote, die mit Karbon überzogen wurden.
Eine interessante Bauvariante von Holzyachten ist die Diagonalbauweise. Sowohl Vollholz als auch Sperrholz kann auf diese Weise gebaut werden.
Vollholzyachten in Diagonalbauweise sind in der Regel sehr widerstandsfähige und können auch in extreme Gebiete genützt werden.
Wir konnten bisher selbst keine Erfahrung mit Holzyachten sammeln, haben aber unterwegs hin und wieder sehr interessante Blauwasseryachten aus Holz getroffen. Die bereits oben erwähnte Yacht LA LOUISE (Holzyacht mit Karbon überlaminiert) zeigt deutlich, dass auch heute Holzyachten sehr zuverlässige Blauwasseryachten für alle Reviere darstellen können.
Fachkundige Werften können Yachten aus Holz problemlos reparieren.
Ferrozementyachten – Blauwasseryachten aus Stahlbeton
Selten treffen wir unterwegs auf Yachten aus Stahlbeton. Sie erfreuten sich in den siebziger Jahren größerer Beliebtheit. Das lässt sich teilweise daraus erklären, dass der Bau einer Stahlbetonyacht zu den einfachsten im Eigenbau zählt.
Da das Baumaterial schwer ist, können Ferrozementyachten generell nur als schwere Displacement Yachten gefertigt werden, was jedoch ohnehin ein bevorzugtes Yachtdesign für viele Fahrtensegler darstellt.
Heute sind Ferrozementyachten am Gebrauchtbootmarkt selten aber dafür eher preisgünstig. Das bringt allerdings den Nachteil, dass mit einem sehr niedrigen Wiederverkaufspreis gerechnet werden muss.
Das größte Problem bei Yachten aus Stahlbeton besteht darin, dass man beim Kauf einer Yacht ihren Zustand nicht ausreichend beurteilen kann. Die Festigkeit des Rumpfs hängt vom Zustand des Stahlgeflechts im Beton ab, doch gibt es keine Möglichkeit, diesen Zustand zu beurteilen.
Deshalb raten erfahrene Liebhaber von Stahlbetonyachten nur dann zum Kauf, wenn durch eine ausreichende Dokumentation des Baues die Qualität des Stahlgerüst beurteilt werden kann. Auch wird abgeraten, Ferozementyachten mit neuem Farbanstrich zu kaufen, da frische Farbe hervortretenden Rost des Stahlgeflechts verdecken kann.
Ein weiterer, massiver Nachteil von Stahlbetonyachten ist, dass sie praktisch nicht reparierbar sind. In den meisten Fällen verbindet sich neuer Beton nicht richtig mit altem Beton. Muss eine Leckage am Rumpf ausgebessert werden, kann die frühere Festigkeit nicht mehr hergestellt werden. Viele Stahlbetonyachten haben Decks aus Holz, da Betondecks zu schwer ausfallen kann.