In diesem dritten und vorerst letzten Teil der Serie gehts gleich um vier Themen, die einige Frauen unterwegs belasten. Ich zeige dir ein paar Ansätze, wie du diese Untiefen umschiffst.
1. Das ständige Leben mit Crew an Bord
Du und dein Partner startet in ein neues Leben: Ihr werdet euch die Welt ansehen und die kommende Zeit unter Segel leben. Ihr wollt Ozeane überqueren und werdet wochenlang auf euch alleine gestellt unterwegs sein. Aber ihr seid euch nicht ganz so sicher, ob ihr das alleine auch wirklich schaffen könnt. Und deshalb – oder vielleicht einfach nur, weil ihr eure Bordkasse etwas aufbessern wollt – plant ihr, mehrköpfige Crew mit an Bord zu nehmen.
Vor allem Paare, in denen „eigentlich nur er“ segelt, helfen sich meist mit Mitsegler, um ihr Boot sicher über die Weltmeere zu bringen. Crew, die sich meist aus mehr oder weniger bekannten, größtenteils männlichen Seglern zusammensetzt.
Doch die Entlastung, die eine mehrköpfige Crew dem einzelnen Segler bringen kann, muss mit einem hohen Preis bezahlt werden: Ein Segelboot bietet keine Privatsphäre für Paare, sobald Crew an Bord ist. Keinerlei Privatsphäre – du wirst die mitreisenden Crewmitglieder besser kennenlernen, als du es dir wünscht. Vorstellen kannst du dir das ungefähr so, als würdest du euch beide und drei oder vier mehr oder weniger Bekannte für die nächsten drei Wochen in ein Zimmer einsperren.
Anstelle der erhofften schönen Segelreise kann aus der Ozeanüberquerung eine Gratwanderung über zwischenmenschliche Untiefen werden.
Dagegen hilft eigentlich nur eins – und ich habe es bereits im ersten Teil der Serie deutlich gemacht: Werde zur starken Segelpartnerin. So ist es nicht nötig, Crew an Bord mitnehmen zu müssen und aus dem ununterbrochenen Crewwechseln wird ein fröhliches, gelegentliches Einladen von Familie und Freunde zum Segelurlaub.
2. Vermissen der Bewegungsfreiheit und Selbständigkeit
Du bist es gewöhnt, dich zuhause an Land selbständig zu bewegen, mit dem eigenen Auto und Rad zu fahren und deinen liebsten Beschäftigungen in deiner Freizeit nachgehen zu können. Für manche Frauen ändert sich das leider unterwegs am Segelboot recht drastisch.
Manche Frauen sind selbst am Ankerplatz auf die Hilfe ihres Partners angewiesen, um den Bordalltag hinter sich zu lassen. Und dieser Zustand beginnt in manchen Fällen bereits beim Beiboot mit dem Außenborder. Doch das muss nicht sein: Ist euer Außenborder so schwer oder eigensinnig, dass du ihn nicht handhaben kannst, ist es Zeit für einen neuen oder einen leichten zweiten.
Auch die Mitnahme eines Kajaks kann eine gute Lösung sein: Ein Kajak erhöht sowohl deinen Bewegungsraum wie auch deine Bewegung. Vor allem Frauen genießen unterwegs die Möglichkeit, sich auf ausgedehnte Kajakfahrten in die Natur zurückziehen zu können.
Doch Selbständigkeit ist nicht nur die Möglichkeit, alleine von Bord zu kommen. Du brauchst vielleicht auch deine eigene Beschäftigung. Nimm doch einfach dein liebstes Hobby mit an Bord. Oder, falls du am liebsten Pferde reitest, Motorräder fährst, oder Ähnliches: mach es zu deiner Challenge, dein liebstes Hobby in so vielen Länder der Welt als möglich auszuüben.
Und sei offen für neue Hobbys. Sie kommen an Bord von selbst.
Die Beschäftigungs-Möglichkeiten an Bord sind in der Regel nicht so begrenzt, wie du anfänglich vielleicht vermutest. Ich bin unterwegs vielen Frauen mit den verschiedensten Hobbys begegnet. Schreiben, Mahlen, Fotografie, Filmen und Musik sind dabei sicherlich am einfachsten umzusetzen. Handarbeiten können sogar auf diversen Segler-Flohmärkten rund um die Welt verkauft werden und zumindest teilweise ihre Kosten decken. Und viele Hobbys gehören einfach (fast) zum Segelalltag dazu: Schnorcheln, Tauchen, Wandern, Hochseeangeln oder Surfen.
Aber es funktioniert noch viel mehr. Und manchmal werden die Aufgaben an Bord selbst zu diversen Hobbys: Das Spektrum reicht von der perfekten Pantry bis zur technischen Wartung und Instandhaltung der Yacht.
3. Verzicht von Annehmlichkeiten an Bord
Zugegeben, der Verzicht auf Annehmlichkeiten bereitet den wenigsten Frauen unterwegs wirklich Sorgen. Es könnte aber sein, dass du dir den Verzicht auf daheim normale Annehmlichkeiten einschneidender vorstellst, als du es später in Realität fühlen wirst. Deshalb kann ich nur sagen, lass dich vorerst darauf ein, mit weniger zu leben. Nachrüsten könnt ihr immer noch.
„KISS – Keep it simple stupid“ ist ein alter Leitspruch traditioneller Blauwassersegler. Eine Regel, die bis heute seine Berechtigung hat und welche auch wir als eine unserer Grundlagen des Weltbesegelns sehen.
Doch habe ich auch gelernt, dass Regeln auch gebrochen werden müssen und nicht immer weniger mehr ist. Leben ohne Dusche, ohne Kühlschrank und ohne Waschmaschine ist nicht jederfrau´s Sache. Wenn du auch nach einigen Monaten unterwegs die eine oder andere Annehmlichkeit von zuhause sehnlich vermisst, warum nicht nachrüsten?
4. Stress und Ausbrennen durch den selbst auferlegten Segelplan
Obwohl dieses Problem selten die Seglerin alleine betrifft, so spürt sie in vielen Fällen die Belastungen einer ehrgeizigen Planung verstärkt. Denn was zuhause noch als eine lange Zeit für eine relative Strecke scheint, ist unterwegs oft genug ein stressiges Vorankommen und hinterlässt den Eindruck, die Reise mehr mit Ozeanpassagen und Seekrankheit zu füllen als mit Landeindrücken und Begegnungen.
Was ich unter ehrgeiziger Planung meine: Um die Welt in zwei bis maximal drei Jahren, Nordatlantik rund in einer Saison, zum Beispiel.
Kann sein, dass du nach solchen Reisen mit einem Gefühl nach Hause kommst, erst recht „reif für die Insel“ zu sein!
Warum also nicht die Pläne ändern? Entwickle dich mit deinen Erlebnissen und ziehe rechtzeitig die Bremse. Warum nicht zwischendurch Geld verdienen, die Reisezeit ausdehnen und die Welt nicht nur umkreisen, sondern auch kennenlernen? Warum nicht deinen vollen Platz an Bord einnehmen und über Reisen, Wünsche, Pläne und Umwege mitreden?
Du möchtest auch Teil 1 und 2 der Serie lesen. Hier die Links:
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