Schreiben auf Reise – Teil 1

Seit die Menschen zu Segelreisen auf kleinen Booten aufgebrochen sind, schreiben sie darüber. Und das mit gutem Grund: Wer auf Reise ist, hat viel zu erzählen!

Über eine Reise zu berichten ist ein schöner Weg, Familie auf dem Laufenden zu halten und Freunde das eigene, unkonventionelle Leben näher zu bringen. Und was anfänglich nur die Möglichkeit gibt, Verbindung zu den Lieben zu halten, wird für viele Segler bald zur Aufgabe und Beschäftigung an Bord. 

Reisejournalismus kann zum tollen Bordhobby werden. Und welches Hobby benötigt schon so wenig Platz (und von dem gibts an Bord bekanntlich nur wenig) wie das Schreiben!

Aber wie jede andere Aufgabe auch, gibt es über das Schreiben viel zu lernen. Keine Sorge, es gibt beim Schreiben kein Richtig und kein Falsch, alles ist erlaubt. Dennoch macht es Sinn, sich vorab ein paar Gedanken zu machen. Um den Einstieg ins Schreiben unter Segeln etwas zu erleichtern, in loser Folger schreibe ich hier einige Gedanken zusammen.

Wozu und für wen möchtest du eigentlich schreiben?

Schreibst du, um dich später besser an die Reise erinnern zu können?

Du willst dich später an deine Erlebnisse erinnern: dann ist ein Tagebuch die richtige Wahl

Dann ist vielleicht das klassische Tagebuch eine gute Möglichkeit für dich. Hier kannst du täglich deine Gedanken, deine Erlebnisse und deine Notizen verewigen ohne dabei auf die Form oder auf den Ausdruck achten zu müssen. 

Allerdings sei gewarnt: für Veröffentlichungen taugt ein Tagebuch eher wenig, es ist meistens gefüllt mit unwichtige Informationen. Denn ehrlich, auch wenn du das heutige Mittagessen richtig genossen hast, welchen Leser interessiert es schon, was du täglich am Teller hast!

Möchtest du ein Newsletter oder Blog für Freunde und Familie betreiben?

Mit Freunden in Verbindung stehen, auch wenn Welten zwischen euch liegen…

Dann genügt es durchaus, sich nur hin und wieder kleine Notizen zu machen oder eben wie beim Brief nur dann einen Bericht zu schreiben, wenn dir danach ist. Als Newsletter kannst du diese Briefe einfach an deine Kontakte direkt schicken, oder du verwendest ein kleines Programm, dass dir bei der Verwaltung der eMail-Adressen und der Aussendungen hilft. 

Der Newsletter ist sicherlich die einfachste Variante, allerdings muss dir klar sein, damit vielleicht auch Menschen, die kein Interesse an deine Berichte haben, belästigst. Außerdem kannst du jene Freunde und Bekannte, von denen du keine Kontaktdaten hast (oder deren Kontaktdaten sich geändert haben) nicht erreichen.

Mehr Menschen erreichst du mit einem Blog. Für einen einfachen Blog sind mittlerweile keine große Vorkenntnisse nötig. Vorlagen für Blogs sind relativ leicht per Internet zu beziehen und ein paar Seiten haben sich sogar schon auf segelnde oder reisende Blogger spezialisiert (Beispiele sind segelnblogs.de oder sailblogs.com). 

Blogs, die nur den Bootsnamen tragen und auf kostenlosen (nicht segelspezifischen) Plattformen laufen werden von den meisten Suchmaschinen schlecht gefunden und weit hinten in ihren Listen gereiht. Sie bleiben damit etwas privater.

Mit manchen Gratis-Blogs sollte allerdings zur Vorsicht geraten werden, denn finanziert werden diese meist mit zu vielen Werbeschaltungen. Gerade wenn ein kostenloser Blog ständig Pop-up Werbefenster öffnet, kann das die Geduld des Lesers schnell überfordern. Besser ist es, einen seriöseren Anbieter für ein paar Euro oder eine kostenlose Seite mit nur wenigeren Werbeflächen zu wählen.

Erst mal die Plattform, den Stiel und den Namen ausgesucht, brauchst du nur noch die Texte schreiben und an den Blog zu schicken, ein paar Fotos einfügen und schon kann deine Familie nachlesen, wo du dich so herumtreibst. 

 Allerdings solltest du nie vergessen: Im Gegensatz zum Newsletter ist dein Blog öffentlich zugänglich und du solltest dir vorab einen Kopf darüber machen, wieviel von deinem Privatleben du in der Öffentlichkeit bekanntgeben willst.  
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Denn auch wenn du eine ungewöhnliche Blog-Adresse wählst und keine Werbung machst, wird sich der eine oder andere Fremde auf deinen Blog verirren und vielleicht recht gerne mitlesen.

Veröffentlichst du, um andere Segler und Interessierte von deiner Geschichte zu erzählen und deine Erfahrungen weiterzugeben? 

Du willst fremde Menschen erreichen? Ein Blog oder eine ganze Homepage können deine Verbindung zu Lesern werden…

Willst du mit deiner Veröffentlichung auch fremde Menschen erreichen, ist heute der Blog oder eine eigene Homepage sicherlich die passende Form. 

Eine moderne Variante ist dabei der Video-Blog. (Allerdings ist dafür schon ein etwas größerer Technikaufwand und ein Wissen im Umgang mit Videoprogrammen nötig. Da sich dieser Bericht ums Schreiben dreht, bleibt es vorerst nur bei der Erwähnung des Video-Blogs).

Um fremde Menschen zu erreichen, muss dein Blog einfach zu finden sein. Das beginnt bereits bei der Blog-Adresse. Desto besser der Name deines Blogs zu finden ist, desto leichter wird dein Start sein. Am Besten funktioniert eine Adresse, mit der du dich identifizieren kannst, die aber nach Möglichkeit auch gängige Schlagwörter beinhalten oder leicht zu merken ist. Manchmal kann aus deinem Blog-Name auch eine Art Marke wachsen, ein virtueller Name, unter dem du auch offline bekannt wirst. (wie zum Beispiel bei „den Seenomaden“ oder „den Twiganauten“). Kombiniert mit einem kleinen Markenzeichen kann dieser virtuelle Namen dir helfen, größere Kreise zu ziehen.

Beinhaltet der Blog-Name bereits ein Schlagwort (wie Segeln, Fahrtensegeln, Weltumsegeln, Blauwassersegeln, Yacht, Reise,…) wird der Blog in der Regel von Suchmaschinen leichter gefunden. 

Zum Thema Homepage und Suchmaschinen hilft es, sich mit dem Thema „SEO“ (Suchmaschinen Optimierung) näher zu beschäftigen. Unzählige Infos finden sich dazu im Internet.

Dein Blog selbst sollte ein paar generelle Infos geben, so dass der neue Leser erfahren kann, mit wem er es zu tun hat. Das Ausmaß dieser Infos kannst du natürlich selbst bestimmen, vom klassischen Vorstellen mit Lebenslauf und „Passbild“ bis zur künstlerischen Selbstdarstellung mit Gedankenspiel und abstrakten Bild. Du entscheidest, welches Bild von dir in der Öffentlichkeit steht. 

Auch eine Vorstellung deines Boots und ein paar Gedanken zu deinen Reiseplänen kann das Interesse des Lesers wecken.

Die Berichte selbst können variieren. Du kannst deine Seite mit Reiseberichte füllen, oder zusätzlich Erfahrungsberichte veröffentlichen. Du kannst sie zur Sammlung an Infos zu bestimmte Themen (Reviere, Kochen an Bord, Technik,…) wachsen lassen. Oder du kannst eine Kombination von mehreren Bereichen machen.

Befasst du dich auf der Internetseite mit verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Reiseblog und technische Erfahrungsberichte, kannst du dich verschiedener offline-Hilfsmittel behelfen: 

  • Das klassische Tagebuch kann Grunddaten für die Reiseerzählungen bringen, sofern du deine Aufzeichnungen noch einmal durcharbeitest und Uninteressantes daraus streichst. 
  • Führst du ein offenes Notizbuch, kannst du darin Gedanken, Erfahrungen, Textschnitzel und ähnliches sammeln. 
  • Ein themenspezifisches Notizbuch bietet eine gute Möglichkeit, alle nötigen Informationen für deine technischen Erfahrungsberichte zu sammeln.

Wenn du veröffentlichst, um Freunde aber auch andere Segler, Reiselustigen oder Interessierte zu erreichen besteht die Möglichkeit, dass langsam mehr aus deiner Arbeit wächst. 

Das ist gut, denn bis dahin bist du höchstwahrscheinlich längst an den Punkt angekommen, dass dir dein Hobby Schreiben auch bereits Geld kostet (Homepage Domain und Provider, weltweit Gebühren für Internetzugriff, du kaufst dir vielleicht auch das eine oder andere Programm oder eine bessere Fotoausrüstung, einen neuen Laptop oder ähnliches).

Entwickelt sich das Veröffentlichen zum Hobby, fallen irgendwann auch Kosten an, wie zum Beispiel das Aufrüsten der Fotoausrüstung…

Du wirst bekannter und kannst dich über komplexere Veröffentlichungen wagen. So ist es durchaus üblich, dass aus deinen Texten einmal ein Buch entsteht oder dass du vielleicht Videos zu einem Film zusammenschneidest. Das kann Spaß machen und wird auch mit einem kleinen Einkommen oder Taschengeld belohnt. 

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Allerdings steckt dann schon eine ganze Menge Arbeit dahinter und es ist ein weiter Weg, bis du dir am Markt einen Namen machen kannst. 

In der Regel kannst du über den Weg Hobby kaum große Verlage für dich interessieren, um deine Arbeit zu veröffentlichen musst du meist selber publizieren. Das ist aber heute kein großes Problem mehr. Das Internet bietet mittlerweile zahllose Möglichkeiten, wie du deine Werke selbst veröffentlichst. Ob Buch, eBook, Film oder Musik – deiner Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt und du kannst der Welt zeigen, was in dir steckt.

Das Internet bietet nicht nur eine einfache Plattform, wie du deine Veröffentlichungen publik machst. Im Internet entwickeln sich auch ständig neue Möglichkeiten, wie man mit Veröffentlichungen ohne große Verträge oder Zensuren und ohne dem Einsatz von eigenem Kapital zu einem kleinen Lohn oder etwas Taschengeld für seine Arbeit kommt. 

Aber schon bei dem Erwirtschaften von etwas Taschengeld über Veröffentlichungen sollte dir bewusst sein: Du erwirtschaftest Einkommen aus selbständiger Arbeit und es wird Zeit, sich beim heimischen Finanzamt zu informieren, was zu beachten ist.

Schreibst du, um mit deinen Veröffentlichungen Einkommen zu verdienen?

Um über Reisejornalismus ein Einkommen zu erwirtschaften, sollte dir bewusst sein: das ist ein Fulltime-Job mit allen seinen Verpflichtungen!

Als Segler oder Reisender, der nicht vorab bereits Schriftsteller oder Journalist zu Beruf war, ist es meist ein langer Weg, bis wirklich Einkommen erwirtschaftet werden kann.

 Egal, in welchen Berufsfeld man selbständig werden will, um mit der eigenen Firma Fuß zu fassen steckt immer eine große Menge Arbeit dahinter. Und mit Reiseveröffentlichungen wirklich Geld zu verdienen heißt nichts anderes, als sich in eine neue Selbständigkeit zu stürzen und eine eigene Firma zu gründen.  

Das heißt für Segler, die von ihren Veröffentlichungen leben wollen, dass sie ihre Reisen und ihr Leben an Bord nach der Arbeit richten und nicht umgekehrt. Konzepte müssen erstellt werden, Verträge müssen abgeschlossen und eingehalten, Veröffentlichungen geliefert werden. Vortrags-Tourneen müssen geplant und fixiert werden.

Reisevorträge geben
Termine und Vorträge bringen Einkommen, aber auch Verpflichtungen!

Selbständige Segler fliegen regelmäßig nachhause, um auf Messen oder Präsentationen vor Ort zu sein und um Seminare, Vorträge oder Lesungen zu geben. Das muss natürlich auch in den Routenplänen gut geplant werden, da wir Segler ja Saisonabhängig reisen. In manchen Fällen werden sogar die Reiserouten nach den Vermarktungsmöglichkeiten gewählt oder zumindest spektakuläre Reisepläne vorab beworben. 

Wozu und für wen möchtest du schreiben? sind nur erste Gedanken. In loser Folgen zeige ich dir, was es noch alles zu bedenken gibt, um ausführlich über deine Reise und deinen Lebensweg berichten zu können.

Du möchtest weiter lesen? Auch der zweite Teil der Serie ist bereits erschienen:

Schreiben auf Reisen – Teil 2

Im ersten Teil meiner Einführung habe ich die grundlegende Frage, wozu und für wen du eigentlich schreiben willst, beleuchtet. Hast du diese Frage damit beantwortet, dass du gerne Texte schreiben willst und diese nicht unbedingt für deinen Freundes- und Familienkreis alleine veröffentlichen willst, kannst du dir bereits Gedanken über das Worüber machen. Und das bringt …

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Du bist oder warst selbst schon unterwegs und hast mehr Erfahrungen zum Thema? Du hast Fragen oder andere Gedanken und Überlegungen was Veröffentlichungen betrifft? Schreib uns einfach ein Kommentar!

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