Klimanavigation – Der Einsatz von Monatskarten

Kein Nordseesegler kommt auf die Idee, im Oktober zu einem Törn nach Norwegen aufzubrechen oder für Weihnachten kurzentschlossen Schottland zu besegeln. Es ist ja auch klar, dass zu dieser Jahreszeit derartige Törns eher gefährlich als entspannend sind.

Wir kennen die Saisonen unserer Heimatreviere, wissen, wann wir mit kalten Temperaturen und gefährlichen Wetterkapriolen rechnen müssen. Beinahe unbemerkt haben wir uns über Erfahrungen ein „Fachwissen“ angeeignet, das uns hilft, die klimatischen Bedingungen unseres Heimatreviers richtig einzuschätzen und unsere Segeltörns entsprechend zu planen.

Aber sobald wir unseren Bug aus diesen Heimatrevieren drehen, auf große Fahrt gehen oder Ozeane überqueren schrumpft unser Faschwissen über die klimabedingten Gegebenheiten. Klar erraten wir, dass auch in Nova Scotia an Kanadas Ostküste im Jänner kaum die Richtige Zeit für ausgedehnte Törns sein kann, aber es gibt bei weitem mehr Wetterphänomene und Saisonen als die Jahreszeiten der nördlichen Breiten. 

Der Einsatz von Monatskarte

Genauso wie vor den Segelurlaub im Heimatrevier ist auch vor jeder Blauwasserreise oder Ozeanüberquerung die Vorbereitung und Planung eine Grundlage zur sicheren Überfahrt. Ein Hauptkriterium dabei ist die „Klimanavigation“ – das Ausrichten der Fahrt nach lokalen Klimaerscheinungen und nach Saisonen. Nur zur richtigen Saison und mittels vorab bestimmten optimalen Kursen ist eine professionell geplante Reise möglich.

Zu unsrem Glück sind viele Schiffe und Yachten bereits über die Weltmeere gesegelt und so gibt es Nachschlagewerke, die zur Törnplanung verwendet werden können. 

Dazu zählen Handbücher wie das unter Seglern beliebte „World Cruising Routes“ von Jimmi Cornell und das umfangreiche, britische „Ocean Passages for the World“ und allem voran die Monatskarten.

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Monatskarten (bzw. die amerikanischen Pilotcharts) sind für Nord- und Südatlantik, Nord- und Südpazifik und Indischen Ozean als Kartenbücher mit jeweils 12 Karten erhältlich.

Sie können auch teilweise im Internet auf der Homepage der National Geospatial-Intelligence Agency unter https://msi.nga.mil/Publications/APC gratis heruntergelagen werden. (falls der Link nicht mehr funktioniert, einfach googlen, sie werden von den Amerikanischen Behörden zum Download zur Verfügung gestellt.) Auch das Navigationsprogramm OpenSPN stellt mittlerweile einen Download für Pilotcharts zur Verfügung, auf denen alle Monatskarten im kap-Format heruntergeladen werden und direkt in der Navigationssoftware verwendet werden können: https://opencpn.org/OpenCPN/info/pilotcharts.html

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Monatskarten geben Werte für durchschnittliche Windverhältnisse und Strömungsgeschwindigkeiten für jeden Monat wieder.

In Form von Windsternen werden prozentuell häufigste Windrichtungen, und mittlere Windgeschwindigkeit angezeigt, sie decken ein Gebiet von 5° x 5° und sind in Beaufort angegeben. Die Zahl in der Mitte der Windsterne steht für die Häufigkeit von Flauten. 

 

Die Oberflächenströme der Meere sind als Pfeile dargestellt und zeigen die häufigste Richtung und die Strömungsgeschwindigkeit. 

Doch es gibt noch einiges mehr an Infos in den Monatskarten zu sehen. In einer eigenen kleine Karte wird Sturmwahrscheinlichkeit für das jeweilige Monat gegeben und mittels rot begrenzte Seegebiete werden erhöhte Wellenaktivitäten dargestellt. Die mittleren Eisberg-Grenzen und Treibeis-Grenzen sind in den Karten verzeichnet und häufige Zugbahnen von tropischen Zyklonen und Hurrikans sind eingezeichnet. 

 

Sturmhäufigkeiten, Tropische Stürme und ihre Zugbahnen sowie durchschnittlicher Luftdruck wird in den Monatskarten dargestellt

Die mittleren Isobaren für die einzelnen Monate deuten auf generell beobachtete Wetterbedingungen hin und Seegebiete mit häufig eingeschränkten Sichtverhältnissen werden aufgezeigt. Mittlere Luft- und Oberflächenwassertemperaturen runden die Monatskarten ab.

Planst du also, ein bestimmtes Seegebiet zu durchsegeln, gibt dir ein Vergleich der einzelnen Monatskarten rasch Aufklärung, welchen Zeitraum du für den bevorstehenden Törn wählen kann, und in welchen Monaten du dich lieber davon fern hält.

 In Verbindung mit den oben genannten Handbüchern, den tatsächlichen Wetterbericht und wenn möglich den Erfahrungsberichten anderer Segler kannst du so den theoretisch optimale Startzeitpunkt der Reise planen.

Selbst in den schönsten Revieren dieser Welt gibt es gefährliche Saisonen!

 

 

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