Sturmsegeln Spezial Teil 7 – Wettervorhersagen an Bord

Wetterbericht an Bord empfangen

Wettervorhersagen an Bord über Mobiltelefonen, SIM-Karten und Landinternetverbindungen sind nicht ausreichend für Ozeanpassagen oder weltweite Fahrt.  Wenigstens alle zwei Tage müssen neue Wettervorhersagen an Bord eingeholt werden können, in anspruchsvollen Revieren sogar öfter.

Der Empfang von verschiedenen Wetterprognosen und Wettermodellen ist heute auch an Bord von kleinen Yachten kein Problem mehr. Weltweite Lösungen bietet entweder eine Kurzwellen-Funkanlage (Seefunk oder Amateurfunk) kombiniert mit einem Laptop und entsprechender Software, oder ein Satellitenempfangsgerät (oder Satellitentelefon), ebenfalls kombiniert mit einem Laptop/BordPC und einer entsprechenden Software.

Eine Einführung zum Thema Funk auf Langfahrt findest du hier: Funk und Langfahrt – Eine Einführung

Informationen zu Amateurfunk an Bord gibts hier zusammengefasst: Amateurfunk an Bord

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Beschränkten Internetzugang via Satelliten bietet weltweit IRIDIUM, zum Beispiel mit ihrem Empfangsgerät Iridium Go! Mehr Infos findest du auf ihrer Homepage unter www.iridium.com

Informationen rund um Iridium, Geräte und Preise sowie eine kompetente Beratung findest du in Deutschland auch beim Ausrüster für Langfahrt: https://www.shipshop.de/produkte/navigation-kommunikation/iridium-satellitenkommunikation

 

Für die Ausarbeitung der Wetterdaten an Bord können sowohl einfache, kostenfreie Programme zur Visualisierung von Wetterdaten (wie zum Beispiel Xy-grib), oder komplexere Routen- und Wettersoftware von spezialisierten Anbietern. 

Wir verwenden nach wie vor das Programm xy-grib , welches das ältere Programm zy-Grib vor einigen Jahren abgelöst hat.

xy-grib (oder das Vorgängermodell zy-grib) gehört zu den besten kostenlosen Visualisierungsprogrammen für GRIB-Daten

Zusätzlich verwenden wir an Bord die Software Seaman Pro von Wetterwelt, die uns von Meeno Schrader zur Verfügung gestellt wurde.

Doch nicht nur der regelmäßige Empfang von Wetterberichten an Bord ist wichtig. Entscheidend ist die richtige Interpretation, Kombination und Auswertungen der Wetterdaten an Bord. 

Wettermodelle kombinieren und vergleichen

Für jedes Seerevier gilt: Die beste Einschätzung der zu erwartenden Wettersituation ist möglich, wenn verschiedene Wetterberichte gleichzeitig zur Verfügung stehen. 

Die wichtigsten Wetterdaten, die wir heute an Bord empfangen können, bestehen aus Datenpakete, die von Computeranlagen gesammelt und generiert werden (GRIB-Daten). 

Ist es möglich, in einem Revier sowohl GRIB-Daten (zum Beispiel die amerikanischen GSF), Bodendruckanasysekarten von einem meteorologischen Institut sowie einen geschriebenen (oder notfalls gesprochenen) Wetterbericht durch lokale Meteorologen zu empfangen, können diese Daten verglichen werden. Diese Kombination ist ideal, um möglichst genau über das bevorstehende Wetter informiert zu werden. Durch einen derartigen Vergleich können mehr Daten und Entwicklungen in die eigene Routenplanung einfließen.

GRIB-Daten

GRIB-Daten sind gängige Wettermodelle an Bord von Blauwasseryachten, da vor allem das amerikanische Format (GSF) weltweit ohne Einschränkungen und kostenlos empfangen werden kann. 

Auch sind viele Segler GRIB-Daten bereits aus ihrem Alltag gewöhnt, da mittlerweile viele Wetter-Apps wie zum Beispiel windy.com GRIB-Daten visualisieren.

So informativ Grib-Daten sind, sie werden nicht vor ihrer Veröffentlichung von Meteorologen überarbeitet. Das heißt, dass diese Daten nicht alle Wetterentwicklungen und vor allem lokale Erscheinungen nicht offensichtlich zeigen. 

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Wettervorhersagen in Form von Grib-Daten zeigen sehr effektiv die Großwetterlage und ihre Entwicklung. Das heißt nicht, dass sie einen genauen Wetterbericht in jedem kleinen Revier ansagen. Deshalb müssen GRIB-Daten bei ihrer Verwendung interpretiert werden. 

Wenn du mehr Grundlagen über GRIB-Daten wissen möchtest: Jonathan Buttmann von der Segelyacht INTI hat einen interessanten Bericht veröffentlicht: www.blauwasser.de/seewetter-vorhersage-modelle-grib-daten

Und da GRIB-Daten heute die wichtigsten Wetterdaten an Bord von Hochseeyachten geworden sind, werden wir im nächsten Teil dieser Serie berichten, was du alles zum Umgang mit GRIB-Daten wissen solltest.

 

Bodendruckanalysekarten

Bodendruckanalysekarten (surface charts) sind großflächige, von meteorologischen Instituten überarbeitete Wetterkarten.

Sie sind in vielen Revieren 24 bis maximal 96 Stunden im Voraus erhältlich und zeigen alle Wetterentwicklungen in der Oberfläche mittels eingezeichneter Isobaren: Hoch und Tief, Teiltiefs, Rücken und Tröge, Fronten, Frontlinien, Verdichtungszonen und so weiter. 

Je nach Institut, von dem sie herausgegeben werden, sind mehr oder weniger Informationen verzeichnet. Idealerweise sind Verlagerungsrichtung der Systeme, erwartete Verstärkungen und Windpfeile eingetragen. Dadurch enthalten Bodendruckanalysekarten mehr Informationen als die bereits beschriebenen GRIB-Daten. Sie helfen dadurch auch, GRIB-Daten besser zu verstehen. 

Allerdings lassen sich Windrichtungen und zu erwartende Windstärken, mögliche Entwicklungen oder Vertiefungen von Tiefs oder Zugrichtungen von Systemen aus einer wenig überarbeiteten Bodendruckanalysekarte von Laien nur schwer erahnen. Der laufende Vergleich von Bodendruckanalysekarten mit GRIB-Daten ist daher die einfachste Weise, einen guten Überblick über die Wetterentwicklung zu behalten.

Zeichenerklärung anhand amerikanischer Bodendruckanalysekarten

Geschriebene und gesprochene Wetterberichte

Meteorologische Institute vieler Küstenländer geben geschriebene und gesprochene Seewettervorhersagen für einzelne Seegebiete heraus. 

Um sie richtig zuordnen zu können, müssen an Bord die Namen und Koordinaten der jeweiligen Seegebiete bekannt sein. Einteilungen findest du in guten Küstenhandbüchern.

Meistens werden Wettervorhersagen für einen Zeitraum von zwölf bis vierundzwanzig Stunden per Wetterfax, Navtex, auf UKW und KW durchgegeben. Meist in landeseigener Sprache.

Wir bevorzugen bei unseren Reisen geschriebene Berichte, da sie in Ruhe und, wenn nötig, mit einem Wörterbuch in der Hand durchgearbeitet werden können. Wenn du nur gesprochene Wetterberichte empfangen kannst, kannst du sie notfalls aufnehmen, um sie sooft wiederholen zu können, bis du sie gänzlich verstanden hast. 

Der Empfang dieser Wetterdaten als einzige Quelle reicht unserer Erfahrung nicht aus. Das zeichnen von eigener Wetterkarten birgt Fehlerquellen und Windangaben für gesamte Seegebiete sind kaum ausreichend für Segelyachten. 

Dennoch sind geschriebene oder gesprochene Wetterberichte sehr interessant als zusätzliche Wetterquelle. Da sie für spezifische, kleine Seegebiete ausgearbeitet sind, beinhalten sie wichtige Informationen wie zum Beispiel Warnungen, Seegangszustand, Sichtverhältnisse und Nebel, Temperaturen und, in extremen Revieren, witterungsbedingte Gefahren wie zum Beispiel Decksvereisung. 

Weltweit werden geschriebene Wetterberichte unter anderem in Met-Area aufgeteilt. Hier die Aufteilung in Metarea I bis Metarea XXI (Quelle NOAA)

 

Satellitenbilder

Zum Empfang von Satellitenbildern benötigt die Yacht eine eigene Antenne und Software. Vereinzelt können Satellitenbilder auch über KW mit Pactor empfangen werden.

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Satellitenbilder sind für Laien nur schwer und unzureichend zu interpretieren, auch liefern sie nur die momentane Situation und keine Vorhersage.

Der Empfang von Satellitenbildern an Bord kann deshalb nur als zusätzliche Informationsquelle gesehen werden.

 

Da mittlerweile GRIB-Daten zu den wichtigsten Wetterinformationen an Bord geworden sind, gibts im nächsten Teil die Faustregeln zur praktischen Verwendung von GRIB-Daten:

Sturmsegeln Spezial Teil 8 – GRIB-Daten

Segeln und Wetter: Faustregeln und Stolperfallen bei der Verwendung von GRIB-Daten – Teil 8 der Serie Schwerwetter und Sturm!

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