Die größten Herausforderungen für angehende Blauwasser-Seglerinnen – Teil 1: Angst vor den Elementen

Gemeinsam mit deinem Partner planst du, die Welt zu besegeln. Du arbeitest bereits daran, von der „mitreisenden „Partnerin“ zur Seglerin zu werden.

Mehr dazu kannst du im letzten Bericht nachlesen:

Von der „mitreisenden Partnerin“ zur Seglerin

Du möchtest gemeinsam mit deinem Partner aufbrechen, als Seglerin um die Welt ziehen und fremde Länder bereisen? Aber du hast auch Angst davor und Zweifel, ob du die Trennung von Zuhause und das Leben an Bord wirklich schaffen kannst? Ich gebe dir ein paar Tipps, damit du den Umstieg leichter schaffst und das Leben unter Segel genießen kannst!

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Oder hast das vielleicht sogar schon hinter dir: Du kannst segeln und navigieren und du hast den Umgang mit dem eigenen Boot geübt, während ihr gemeinsam daran gearbeitet habt, ein Segelteam zu werden. 

Nun hoffst du, glücklich und zufrieden über die sieben Meere segeln zu können. Oder zumindest über das eine oder andere der sieben Meere.

Doch viele Frauen erleben bald kleinere und größere Herausforderungen, die das Glück an Bord trüben können. Für manche Seglerinnen schaukeln sich diese Stolpersteine zu so großen Problemen auf, dass sie kaum noch Spaß an der Reise finden, obwohl sie doch eigentlich gerne reisen. 

 

Mit etwas gutem Willen, gegenseitigem Helfen und mentaler Arbeit können viele dieser Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden, noch lange bevor sie zu einer unüberwindbaren Hürde wachsen.

Aber von welchen Schwierigkeiten schreibe ich eigentlich? Und kann man sich noch vor der Reise vor diesen Problemen schützen? Hier also die größten Fallen für Seglerinnen auf Weltreise:

Angst vor den Elementen

Du hast vielleicht bisher einige kleine Törns hinter dir – Charterfahrten mit Freunden, Schulungstörns mit anderen Mädels. Aber in Wirklichkeit fühlst du dich nicht vertraut mit jenen Elementen, in die du dich künftig stürzen willst. Vor dir liegen riesige Ozeane, ungebremste Wellen, schlechtes Wetter, ja vielleicht sogar Stürme.

Diese Elemente sind neu für dich, nicht einzuschätzen und damit beängstigend.

 

Aufbruch ins Ungewisse

 

Diese Angst, so irrational sie auch meistens ist, kann selten mit gut gemeinten Worten ausgelöscht werden. Es gibt aber einen Weg, gerade die Angst vor dem Unbekannten in den Griff zu bekommen: Indem du die Elemente kennen und verstehen lernst!

Das funktioniert einerseits – zugegeben etwas langsam – durch das Sammeln von Erfahrungen. Natürlich setzt dies zumindest den Willen, es wenigstens versuchen zu wollen, voraus.

Etwas schneller funktioniert´s, wenn du nicht nur mitfährst, sondern dich ganz aktiv mit den neuen Elementen beschäftigst. Lerne mehr über das Wettergeschehen, der Routenplanung und beschäftige dich mit Schwerwettertaktiken und deine Möglichkeiten, wie ihr Gefahren ausweicht oder damit umgehen könnt. 

Wer versteht, wie sich das Wetter während der kommenden Tage entwickelt und dem entsprechend plant, braucht keine Angst vor den Elementen zu haben. Wenn ihr eure Segeletappen mit dem Klima und nach bestmöglichen Routen plant, euch an die richtige Saison hält und die Wetterentwicklung der nächsten Tage stets im Auge behält, werdet ihr kaum in schwere Stürme geraten. Ihr werdet mit großer Wahrscheinlichkeit längst über alle Wellenberge sein, bevor sich ein Orkan zusammenbraut.

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Lerne, die Wetterberichte zu interpretieren und den Kurs anzupassen

Und wer sich auf die bevorstehenden Elemente vorbereitet – mit dem Wissen von Sturmtaktiken und mit einer möglichst guten Ausrüstung für Boot und Crew – kann beruhigt sein. Dann habt ihr das Bestmögliche getan. Und ihr werdet auch bei schweren Bedingungen stets den nächsten Hafen erreichen.

Desto mehr Vertrauen du in die Fähigkeiten von dir und deinem Partner haben kannst, desto weniger Angst wirst du bekommen. Sei ehrlich zu dir selbst: Seid ihr deiner Meinung nach fit für den Ozean? 

Wenn du diese Frage nicht grundsätzlich mit einem Ja beantworten kannst, dann gleich die nächste Frage: Wo liegen eure Schwächen? Was gibt es noch zu lernen oder erfahren? Mach dir dabei aber bitte keine Sorgen, ob ihr beim letzten Chartertörn wie die Profis an den Steg gekommen seid oder ob ihr bei der letzten Club-Regatta als letzte durchs Ziel gekommen seid. 

Fit für den Ozean seid ihr, wenn ihr euer Boot kennt und es auch führen könnt. Wenn ihr fehlerfrei navigieren könnt und wenn ihr eure Wettersituation und Wetterberichte richtig deuten könnt und darauf reagieren könnt. Wenn ihr auf Schlechtwetter reagieren könnt und euch einen Kopf gemacht habt, welche Möglichkeiten und Taktiken ihr bei Schwerwetter nützen könnt.

Wichtig ist also: Hab ihr euer Boot schon über längere Strecken von Hand gesteuert? Habt ihr geübt, sämtliche Reffs einzubinden und die Schwerwetterfock zu setzen? Seid ihr die Yacht schon bei Leichtwind gesegelt und habt alle ihre Segeltücher ausprobiert?

Arbeiten am Vordeck

Wichtig ist also: Könnt ihr mit euren Navigationsprogrammen umgehen und habt ihr eine Plan B, falls die Programme streiken? Könnt ihr auch mit großen Papierkarten umgehen und Hand-GPS umgehen? Seid ihr schon mal nachts gesegelt und habt ihr die Möglichkeiten, auch bei Nebel oder schlechter Sicht zu sehen? Und damit: Könnt ihr mit eurem Radar überhaupt umgehen? 

Wichtig ist also: Könnt ihr gemeinsam die Wetterberichte lesen und interpretieren? Könnt ihr auch ohne ein Routenprogramm die Routen nach den nächsten Wettervorhersagen abändern? Falls du dir nicht sicher bist, hab keine Scheu von Hilfe von Außen. Vielleicht fühlst du dich ja besser, wenn ihr einen professionellen Wetterdienst bezahlt. Aber selbst dann rate ich dir, nicht passiv zu werden. Beobachtet an Bord trotz Wetterrouting aktiv die Wettersituation und besprecht, welche Routenänderungen ihr als sinnvoll empfindet.

Wichtig ist also: Habt ihr euch einen Kopf über Sturmtaktiken gemacht? Habt ihr schon mal euer (Einrumfp-)Boot beigedreht? Habt ihr schon mal euren Treibanker ausgebracht? Seid ihr auch schon bei frischem Wind solange und so hoch als möglich gegenan aufgekreuzt, bis ihr das Gefühl hattet, ihr habt alles im Griff? Seid ihr auch schon mal bei ruppiger See am Vordeck gewesen und habt an den Segeln gearbeitet?

Segeln mit gerefften Segeln

Um Angst zu verlieren, hilft es auch ganz gewaltig, Vertrauen ins Boot aufzubauen. Mach dir einfach einmal Gedanken darüber, wie für dich ein Boot aussehen soll, in das du dein Leben vertrauen könntest. Und ja, binde dich ein in den Bootskauf, beschäftige dich mit Designs und Bootstypen, Bauweisen und Materialien. 

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Es gibt viele Ansätze für die geeignete Yacht für Hochsee und unser Ansatz ist nur einer davon. Euer Boot muss zu euch passen und es ist wichtig, dass du dich auf eurem Boot auch wohl und sicher fühlen kannst. 

Egal ob Einrumpf oder Mehrrumpf, ob leicht oder schwer gebaut, ob Kunststoff, Holz oder Metall, egal ob mit einem Mast oder mehreren Masten, eines gilt für jede Yacht: Um für die Hochsee fit zu sein, muss sie nach einem hohen Qualitätsstandard gebaut worden und ordentlich gewartet und gepflegt worden sein. Denn es ist wohl klar, dass du mehr Angst vor den Elementen haben wirst, wenn du in einem Boot reist, das weder Kollisionen mit Treibgut noch Schwerwetter standhalten kann. 

Auch hier gilt wieder: Solltest du dir Sorgen machen, dass ihr selbst ein Boot vor dem Kauf nicht ausreichend begutachten könnt, hab keine Scheu vor Hilfe von Außen. Ob professioneller Bootsgutachter oder ein guter Freund mit viel Bootserfahrung. Eine Meinung von außen kann dir weiterhelfen. Selbst wir haben schon Metallyachten begutachtet und bei Kaufentscheidungen geholfen.

In den nächsten Wochen werde ich dir noch weitere Herausforderungen für angehende Blauwasserseglerinnen erzählen und dir zeigen, was du tun kannst, um deine eigene Reise nicht im Schatten von Problemen zu starten. 

Und so wird der nächste große Bericht über das zweitgrößte Problem handeln, dass ich bei vielen meiner segelnden Freundinen beobachten konnte: Das Heimweh und das Vermissen von daheimgebliebener Familienmitglieder!

Raus ins Abenteuer

 

 

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Ein Kommentar

  1. Liebe Claudia und lieber Jürgen
    Vielen Dank für die tollen Berichte auf Eurer Seite. Es ist immer eine Bereicherung für uns über Eure Erfahrungen zu lesen. Ich bin auch schon sehr gespannt auf den nächsten Bericht. Ihr macht das wirklich super!

    Liebe Grüsse
    Alessandra und Martin

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