Jürgen und ich hatten Glück: Während einer längeren Landreise sind wir gemeinsam auf die Idee gekommen, auf ein Boot umzusatteln. Dazumal konnte keiner von uns Segeln, und wir hatten beide noch nie auf einem Boot gelebt.
Wir mussten uns die nötigen Fähigkeiten zum Blauwassersegeln gemeinsam aufbauen.
Bei vielen Paaren die Segeln ist das nicht so. Manchmal ist zwar der gemeinsame Wunsch, etwas im Leben zu ändern da, aber die Vorstellung, auf Langfahrt zu gehen ist oft nur der Wunschtraum eines Partners.
Das ist prinzipiell kein großes Problem. Es heißt aber, dass ein Partner einiges aufzuholen hat.
Ein berühmter Hochseeselger hat einmal gesagt:
Eine Aussage, die wir unterstreichen. Doch wechselseitig ergänzen könnt ihr euch nur, wenn ihr beide auch die nötigen Fähigkeiten als Hochseesegler mitbringt.
Das Wichtigste ist also: Lernt beide zu Segeln!
Das bei einer kleinen Zweiercrew beide Segeln und navigieren können müssen ist eigentlich selbstverständlich. Doch leider nicht immer üblich.
Unterwegs treffen wir hin und wieder Paare die Segeln, bei denen meist die Frau an Bord keine Seglerin ist. Wenn es dir genauso geht, könnten dich auch meine Hilfestellungen für angehende Blauwasser-Seglerinnen interessieren:
Von der „mitreisenden Partnerin“ zur Seglerin
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Die größten Herausforderungen für angehende Blauwasser-Seglerinnen – Teil 1: Angst vor den Elementen
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Die größten Herausforderungen für angehende Blauwasser-Seglerinnen – Teil 2: Heimweh und Familie
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Die größten Herausforderungen für angehende Blauwasser-Seglerinnen – Teil 3: Enge, Verzicht und Stress
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Und hier ein erlebtes Beispiel, wie es nicht laufen sollte:
Im Pazifik trafen wir eine neuseeländische Familie, die sich eine Yacht in der Karibik gekauft hatte. Nun waren sie am Heimweg und tausende Seemeilen lagen bereits in ihrem Kielwassern.
Doch beim ersten gemeinsamen Abend in einer traumhaften Ankerbucht in Französisch Polynesien merkten wir schnell, dass die Stimmung an Bord angespannt war. Bald schon saßen die Männer gemeinsam beim Sunndowner im Cockpit, während wir Mädels in der Kajüte tratschten.
Carol beichtete mir ihr Leid, dass sie sich immer wieder unglaublich hilflos fühlte. Sie hatte regelrecht Angst davon, dass Greg auch nach dem Überstellen ihrer Yacht nach Neuseeland erneut aufbrechen wollte. Obwohl sie eigentlich immer schon gerne gereist war, wollte sie nichts lieber als nach Hause.
Der Grund für ihre Angst war schnell herausgefunden: Carol konnte auch nach so vielen zurückgelegten Seemeilen überhaupt nicht segeln.
Alles was sie an Bord leistete, war nachts für drei Stunden auf Ausschau zu gehen. Greg hatte ihr alles dafür gezeigt: Alle 15 Minuten reckte Carol ihre Nase ins Cockpit und suchte rundum den schwarzen Horizont auf Lichter ab. Die restliche Zeit verbrachte sie unter Deck und behielt dort den Kartenplotter im Auge.
Sobald das virtuelle Boot am Plotter nicht mehr in die gleiche Richtung über den Bildschirm fuhr, musste Carol Greg aufwecken. Carol konnte weder den Autopiloten einstellen, noch die Segel trimmen, geschweige denn, das Boot selbst steuern.
Während der meisten Nächte musste Carol mehrmals Greg aus der Koje holen. Sei es, weil sie Lichter am Horizont entdeckte, sei es, weil sie sich vor dunklen Wolken fürchtete.
Und hin und wieder kam es vor, dass laute Geräusche auf Deck Greg aus der Koje holte. Weil die Segel schlugen, weil die nächste tropische Böe über Boot herviel oder, weil die Yacht vor dem Wind eine Patenthalse gefahren war.
In solchen Nächten war Greg in der Regel übermüdet und grantig, während Carol mittlerweile schon bei dem Gedanken an die nächste Nachwache nervös wurde.
Carol war nicht dumm, und Greg kein herrischer Mensch. Aber die Dummheit, nur mit seinem Segelkönnen loszusegeln vermieste den beiden nicht nur ihre Start ins Blauwasserleben, sondern stürzte sie auch in unerwartete Eheprobleme.
Fehlendes Segelkönnen an Bord ist fehlende Seemannschaft!
Undenkbar zum Beispiel, wenn dein Partner über Bord gefallen ist und du alleine weder das Boot wenden, noch den Motor anwerfen kannst, um deinem, langsam im Kiewasser verschwindenden, Partner zu retten. Wenn alles, was dir bleibt, der Griff zum Funkgerät ist und die schwindende Hoffnung, dass ein anderes Boot deine Seenot hört und zur Hilfe eilt. Sofern du überhaupt das Funkgerät bedienen kannst.
Es ist nicht schwer, segeln zu lernen. Allerdings solltet ihr euch Gedanken machen, wie und mit wem ihr segeln lernen kannst. Viele Blauwasserpaare sind der Meinung, voneinander segeln lernen zu können. Das funktioniert bei manche, aber bei weitem nicht bei jedem Paar. Nicht jeder Segler auch ein guter Lehrmeister.
Unterwegs auf der Blauwasseryacht müsst ihr nicht nur Segeln können, sondern einige weitere Fähigkeiten lernen:
Navigation geht euch beide etwas an.
Ein Boot zu Navigieren ist heute eine ziemlich einfache Sache geworden und es gibt keinen Grund, weshalb ihr nicht beide Navigieren sollt. Exakt zu wissen, wo ihr seid und wohin ihr fährt, gibt euch beiden nicht nur ein gutes Gefühl, sondern hilft schon bei der Planung der Etappe.
Wenn ihr beide unterwegs die Navigation im Auge behalten könnt, heißt das auch, dass der Wachhabende jederzeit auf Strömungen oder Veränderungen reagieren kann. Navigieren heißt nicht nur, die Schiffsposition zu kennen, sondern auch die Karten im Kopf zu haben. Du weißt also immer, wo du Seeraum hast, wann du eine Schifffahrtsstraße kreuzt oder wie die nächste Ankerbucht aussehen wird.
Und für mich heißt es auch, schon auf der Karte zu sehen, welche „Abkürzungen„ durch Riffe oder Felsen zu eng für meinen Geschmack sind worauf ich mich einlassen kann, ohne später überfordert zu sein.
Die wetterorientierte Routenplaung ist für euch beide wichtig!
Wetterkarten gemeinsam zu lesen und auszuwerten gibt euch die Möglichkeit, die Route gemeinsam zu planen. Ihr könnt die Wettersysteme um euch besprechen und Änderungen im Wetter dadurch besser verstehen lernen. Ihr könnt gemeinsam entscheiden, welche Wettersysteme ihr nützen könnt und welchen Systemen ihr besser ausweicht.
Wie das bei uns funktioniert, dass könnt ihr in unserem Beispiel „Entscheidung zum Auslaufen“ nachlesen:
Entscheidung zum Auslaufen
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Und ihr könnt nach dem Törn besprechen, ob ihr beide mit eurem Wetterrouting zufrieden wart und was ihr richtig oder falsch gemacht habt. Was hat sich geändert, was habt ihr übersehen und worauf könnt ihr bei der nächsten Etappe achten?
Und bei diesen Nachbesprechungen werdet ihr beide provitieren und euer Wetterrouting immer weiter perfektionieren.
Ohne guter Seemannschaft geht es nicht!
Gute Seemannschaft behinhaltet unzählige Themen: von banalen Fähigkeiten wie das richtige Aufschießen von Leinen bis hin zum komplexen Wissen über Sturmsegeln. Von der Sicherheit an Bord bis zum Ankern. Das alles sind Themen, für die ihr euch gemeinsam interessieren müsst.
Fordert euch gegenseitig heraus, Wissen und Fähigkeiten aufzubauen. So könnt ihr den Schritt von einem Paar zu einem Team meistern. Außerdem könnt ihr so sicherstellen, dass bei eurem Partner nicht Unwissenheit zu Angst keimt. So kann jeder von euch auf die Bedürfnisse eures Partners eingehen!
Durch gemeinsames Sammeln und Aufarbeiten von Erfahrungen werdet ihr euch gegenseitig zu besseren Seglern machen. Ihr werdet in brenzlichen Situationen besser zusammenarbeiten und ihr werdet Spaß daran finden, eure Grenzen langsam weiter zu stecken. Und so werdet ihr euch aufeinander verlassen können.
Du möchtest das gesamte Partnerschaft an Bord Spezial nachlesen und auch offline zur Verfügung haben?
Kein Problem. Wir haben dir das gesamte Wissen als kleines eBook – oder wahlweise als PDF – zusammengestellt und schicken es dir gerne für einen kleinen Beitrag:
Partnerschaft an Bord
Es gibt kaum eine bessere Crew für eine Fahrtenyacht, als ein eingespieltes Paar. Und doch stellt sich uns immer wieder die Frage: Wie macht ihr das?
In diesem kleinen ebook (oder pdf) findest du Gedankenanstöße, Ratschläge und Beispiele aus vielen Jahren Segelreisen. Alles über das Zusammensein, das Zusammenleben und aufeinander Rücksicht nehmen auf Hochsee und Blauwasserreise
Du möchtest das große „Partnerschaft an Bord Spezial“ lieber online in Teile lesen? Kein Problem. Hier gehts zu den letzten Artikeln:
Partnerschaft an Bord – Teil 3 – Gemeinsam träumen, gemeinsam wachsen
Nicht erst auf See zählt eure Teamarbeit an Bord. Um später an Bord ein gutes Segelteam zu werden, ist schon während der Ideen- und Planungsphase eures großen Abenteuers eure Zusammenarbeit wichtig. Und das beginnt schon beim Träumen!
Partnerschaft an Bord – Teil 4 – Hierarchie an Bord
Du möchtest gemeinsam mit deinem Lebenspartner die Welt besegeln? Wir zeigen dir, wie ihr vom Paar zum Team werdet. Im vierten Teil der großen Serie Partnerschaft an Bord gehts um die Hierarchie an Bord!
Partnerschaft an Bord – Teil 5 – Gemeinsam Lernen
Willfried Erdmann hat einmal geschrieben: „Nur was sich wechselseitig ergänzt hat Bestand auf See.“ Eine Aussage, die wir unterstreichen. Doch wechselseitig ergänzen könnt ihr euch nur, wenn ihr beide auch die nötigen Fähigkeiten als Hochseesegler mitbringt. Hier gehts weiter mit unserem großen Spezial!
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Wir zeigen dir, weshalb nichts an Bord wichtiger ist, als dass ihr miteinander redet! Denn unterwegs auf dem Segelboot seid ihr nicht im Schnellzug und es bleibt nahezu in allen Situationen genug Zeit, dass ihr eine gemeinsame Entscheidung trefft und das Manöver kurz besprecht.
Partnerschaft an Bord – Teil 7 – Gemeinsam in einem Boot
Es geht nicht nur darum, euch zu besprechen, wenn bereits die Entscheidung für ein Manöver gefallen ist. Gerade am Start einer Reise ist es wichtig, dass ihr die Einschätzung eures Partner an Bord ernst nehmt, auch wenn euer Gefühl anders sagt. Vor allem, wenn es darum geht, wenn ein Partner an Bord Bedenken oder gar Angst bekommt! Vor allem, wenn der Wind zulegt.
Partnerschaft an Bord – Teil 8 – Arbeitsaufteilung
Ist es wirklich nötig, dass wir alle Arbeiten an Bord gleichermaßen beherrschen und gemeinsam erledigen? Im neuen Teil unseres großen Spezials dreht sich alles um die Arbeitsaufteilung und Teamarbeit an Bord!