Partnerschaft an Bord – Teil 3 – Gemeinsam träumen, gemeinsam wachsen

Nicht erst auf See zählt eure Teamarbeit an Bord. Um später an Bord ein gutes Segelteam zu werden, ist schon während der Ideen- und Planungsphase eures großen Abenteuers eure Zusammenarbeit wichtig. 

Und das beginnt schon beim Träumen! 

Wovon träumst du, wovon träumt dein Partner?

Du träumst von Wildnis und einsamer Natur? Deinem Partner aber geht das Herz auf, wenn er durch Bazare schlendert oder antike Architektur besichtigt? Du möchtest entspannendes Inselhüpfen mit tropischer Leichtigkeit, während dein Partner von Kap Horn träumt? Oder noch etwas extremer: Du träumst, im Gegensatz zu deinem Partner, überhaupt nicht vom Segeln, möchtest aber gerne über Land reisen?

Geht auf die Bedürfnisse beider Partner ein, sucht einen gemeinsamen Weg. Die Welt ist groß und bunt und es sollte möglich sein, die Reise so zu planen, dass ihr Beide eure Träume erfüllen könnt.

Wenn eure Vorlieben auch nicht gleichzeitig ausgelebt werden können, so wechselt eure Destinationen ab. Oder ihr wechselt nicht nur die Destinationen ab, sondern auch eure Reiseart.

Trialwandern
Auch bei einer langen Segelreise ist vieles möglich. Sprecht eure Ideen ab und findet heraus, was euch beide Spaß machen kann. So zum Beispiel vereinen wir Segeln mit Trailwandern – nachdem ich davon geträumt habe, mein Motorrad an Bord mitzunehmen hat nun auch Jürgen großen Spaß am Trailwandern gefunden.

So zum Beispiel haben die pensionierten Nordamerikaner Mary Ann und Larry ihre Träume auf einem Boot vereint:

Larry liebe es, Ozeane zu überqueren, lange Strecken auf Hochsee zu meistern. Mary Ann liebt die Kultur, ist fasziniert von Oper, Orchester, Theater. 

Gemeinsam sind sie glücklich auf ihrer Yacht seit vielen Jahren unterwegs: Jeweils halbjährlich segeln die beiden lange Ozeanstrecken, spannende Segeletappen oder herausfordernde Segelreviere: Von Kap Horn bis Spitzbergen, quer über den Pazifik nach Australien, durch die Nordwest Passage. Das zweite halbe Jahr verbringen sie in einer Hafenstadt ihrer Wahl: im Royal Yachtclub in London, in einem Hafen in Sydney oder Vancouver, in New York oder Barcelona. Und schwelgen während dieser Zeit ausgiebig im kulturellen Angebot der jeweiligen Stadt. 

Während Larry die spannendsten Segeletappen der Welt genießt, freut sich Mary Ann darüber, die größten Kulturhauptstädte dieser Welt hautnah zu erleben. Und das Beste daran: Beide lieben die Abwechslung. Mary Ann genießt die langen Ozeanschläge genauso wie Larry die Opernbesuche. Und am Ende einer besonders langen Hochseestrecke steht oft schon eine ganz spezielle Vorführung eines weltberühmten Opernhauses.

Reiseträume
Was möchtest du erleben? Versucht eure Reise so zu planen, dass ihr beide etwas davon habt.

Wie viel ist zu viel?

Teamarbeit an Bord heißt nicht nur,  die Traumziele und Vorlieben beider in die Planung einfließen zu lassen. Gerade am Anfang ist es wichtig, sich nicht gegenseitig allzu sehr zu überfordern. Ängste können zwar überwunden werden, aber das braucht seine Zeit.

Du träumst vor großen Abenteuern, aber ihr habt noch nie eine Nacht durchgesegelt und dein Partner fängt zu schwitzen an, wenn er an die erste Nachtfahrt auf einem Ozean denkt? Dann nützt es keinem von euch, jetzt schon die Umrundung von Kap Horn zu planen. Besser ist es, sich gemeinsam über machbare Ziele zu freuen und später neue Wünsche zu formulieren.

Sprecht darüber, wie viel ihr euch zutrauen wollt. Testet eure Grenzen langsam aus und nehmt die Sorgen eures Partners ernst.

Sophie und Frank sind aufgebrochen, weil Sophie nach einer schweren Krankheit das Leben in vollen Zügen auskosten wollte. Als sie aufbrachen wussten sie noch nicht, wie weit sie kommen werden. Wir haben sie in Porto Williams kennengelernt. Auf ihrem letzten Stop vor Kap Horn!

Teamarbeit an Bord heißt auch gemeinsam mit Erfahrung wachsen

Gentleman never sail against the wind!

wir sagen:

Zumindest am Anfang nicht!!

Sucht euch für den Angang ein schönes und ruhiges Segelrevier, um das Leben an Bord zu erkunden und schöne Erfahrungen zu sammeln. Das Fahrtensegeln sollte zuerst einmal gemeinsam Freude und Vergnügen bereiten.

Segeln in Sonnenuntergang
Wer mit den Sahneseiten des Segelns beginnt, wird bald immer weiter wollen!

Als Beispiel kann ich von meinen eigenen Erfahrungen erzählen:

Unsere erste Segelreise startete in Kalifornien und unser erstes Ziel hieß Mexiko. Die Hurrikan-Saison war gerade zu Ende und der Passat blies gleichmäßig und beständig. Vor uns lag der offene Pazifik und forderte uns heraus. Aber wir waren in jenen Breiten, in denen er seine schönste Seite zeigen würde.

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Die Küste bot Ankerplätze, wenn auch nicht nur gute. Wir konnten selbst entscheiden, wie lange unsere Segelschläge sein sollten: Nach Lust und Laune konnten wir nur wenige Stunden zum nächsten Platz segeln, oder mehrere Tage und Nächte durch zur nächsten traumhaften Bucht.

Wir hatten ein Gebiet vor uns, das uns die Sahneseiten des Fahrtensegelns zeigte und uns gleichzeitig zu Blauwasserseglern formte. Wir erlebten Sonnentage mit Delfinen rund um unser Boot, aber auch Seekrankheit, verpatzte Ankermanöver und Starkwind, bei dem wir von unseren Reffmanövern beinahe überfordert wurden.

Mit diesen Erfahrungen konnten wir uns in das Abenteuer Fahrtensegeln verlieben. Und später sollten noch viele aufregende Seereviere folgen. Bis heute bin ich überzeugt, ich wäre nicht die Seglerin geworden, die ich heute bin, hätte ich mich nicht so traumhaft ins Seglerleben eingewöhnen können.

Die ersten gemeinsamen Erfahrungen unter Segel sollten nicht mit Seekrankheit, Bruch, Pannen und Streit in Erinnerung bleiben. Du hast ja das Autofahren auch nicht hinter dem Steuer eines Ralley-Wagens gelernt!

Überfordere dich und deinen Partner nicht von Anfang an, sondern wächst zusammen mit euren Erfahrungen!

Zusammenarbeit
Gemeinsam wächt ihr mit euren Erfahrungen und werdet immer mehr erreichen!

Meißelt eure Reiseroute nicht in Stein!

Im Laufe der gemeinsamen Reise wachsen eure Erfahrungen und Vorstellungskräfte. Ihr werdet erleben, dass ihr eure Grenzen bald schon weiter stecken könnt und später vielleicht Reiseziele möglich werden, die heute noch schwer vorstellbar sind.

Lasst eure Entwicklung in die Reisepläne einfließen. Es ist unmöglich, sich vor Start einer Blauwasserreise vorzustellen, wie es euch dabei geht und was euch dabei die meiste Freude machen wird. Weshalb also die ganze Reise schon vorab punktgenau festlegen?

Plant eure Reise so, dass Änderungen möglich sind und das die Reiseroute selbst keinen Druck auf euch ausübt. Wie wichtig ist es schon, ob ihr es in den kommenden drei Jahren um die Welt schafft oder „nur“ bis Neuseeland? Und selbst wenn ihr euch eine lange Reiseroute zurechtlegt, versprecht euch selbst, nach einem halben Jahr noch einmal darüber zu sprechen und diese Route eventuell abzuändern. Das nimmt den Druck raus und öffnet neue Perspektiven.

Reiseroute
Es muss nicht gleich um die Welt sein. Gebt euren Plänen Platz für Veränderungen, denn ihr werdet mit euren Erfahrungen wachsen!

Nehmt Herausforderungen an!

Vom Partner zu erwarten, dass er auf deine Schwächen oder Ängste eingeht, heißt aber auch, dass du nicht stillstehen darfst. Wachse über dich hinaus. Bequem zu sein und zu denken: „Das kann ich nicht, das mus mein Partner machen“ bringt euch nicht weiter. Selbst, wenn die Reise eigentlich der große Traum deines Partners war und du dir auch andere Lebenswege vorstellen kannst.

Fordere dich selbst heraus. Lass dich auf Neues ein. Oder versuche es zumindest.

Gerade am Anfang kann Segeln unbequem sein. Um das Reisen auf einem Segelboot zu genießen, bedarf es für viele eine Gewöhnungsphase. Deshalb gib nicht gleich nach dem ersten ungemütlichen Segelschlag oder der ersten Seekrankheit auf. Beiß die Zähne zusammen und treibe dich ein Stück vorwärts. Gib dir und deinem Partner die Chance, deinen Weg zu finden.

Und du wirst sich selbst überraschen, wozu du fähig bist und woran du Spaß finden kannst. Gemeinsam unter Segel zu leben heißt auch, morgen etwas zu wagen oder zu tun, dass du dir heute einfach noch nicht vorstellen kannst.

Ankern in Patagonien
Nimm Herausforderungen an. Du wirst staunen,, wie weit du kommst.

Hier findest du die ersten beiden Teile dieser Serie:

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Partnerschaft an Bord



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