Hat man sich nun die Arbeit und den Kostenaufwand gemacht, die Yacht sandzustrahlen, kann mit Hilfe eines durchdachten Beschichtungssystem das Schifferl zu neuen Glanz erstrahlen. Gerade am Beschichtungsmarkt gibt es viele verschiedene Meinungen und Ansätze, die auch in verschiedenen Maß die Geldbörse belasten. In diesem Bericht möchte ich unsere grundlegenden Überlegungen aufschreiben und das daraus resultierende Beschichtungssystem, mit dem wir La Belle Epoque ausgestattet haben. Dabei will ich jedoch nicht behaupten, dass sei die einzig richtige Alternative, ich möchte lediglich unsere Erfahrungen mit interessierte Leser teilen!

Unser grundsätzliche Anspruch an die Beschichtung vom Stahlrumpf liegt in der Isolierung des Stahls vom Wasser, der Lackaufbau muss also möglichst Diffusionsdicht sein oder den Diffusionswerg verlängern. Neben der Dichtigkeit ist es auch wichtig, dass der Lack möglichst hohe Haltekraft am Stahl hat und sich die verschiedenen Lagen Lack nicht voneinander lösen. Der Lack darf nicht zu spröde ausfallen und darf auch bei mechanischer Belastung von Außen nicht abspringen. Weiters muss der Decklack möglichst UV-beständig sein und

darf weder verseifen noch auskreiden, er soll seine Farbe behalten und auch leicht zu reinigen sein, beziehungsweise nicht anfällig auf Reinigungsmittel und Verunreinigungen im Hafenwasser sein. Man kann bereits erkennen, an die Beschichtung von Stahlyachten werden eine Menge hohe Ansprüche gestellt.

Sandstrahlen
Die Restaurierung unserer Stahlyacht – nach dem Sandstrahlen waren wir bereit für ein neues Lackkleid

Wir haben uns, bei der Beschichtung unserer Boote, auf 2komponentige Lacke geeinigt. Diese sind zwar in der Regel nicht ganz so einfach zu Verarbeiten als 1komponentige Lacke, sie wurden uns aber durchwegs empfohlen. Dabei entschieden wir uns für eine Grundierung auf Basis Epoxidharz- Lacke und die Deckschichten auf Basis Polyurethanlacke. Als Beschichtungsmethode haben wir das händische Aufbringen mittels Roller entschieden, als Alternative dazu währe die Beschichtung durch Airless-Lackieren möglich, welches zwar zum schöneren Ergebnis geführt hätte, aber einen hohen Lackverlust mit sich bringt und von uns voraussichtlich nicht mit gleichbleibender Qualität aufzubringen gewesen wäre. Auch haben wir uns entschieden, La Belle Epoque nicht zu spachteln, da wir weder die Ansprüche eines optisch einwandfreien Rumpfes an unser Schifferl stellen noch gewillt waren, extra Geld und Zeit in Spachtelarbeiten zu stecken und dadurch mehr unnötiges Gewicht auf unser Blauwasserboot zu packen.

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Wichtige Grundlage zur Beschichtung ist dabei, eine Schichtstärke von mindestens 0,35mm mit vielen dünnen Schichten statt wenigen dicken Anstrichen zu erreichen, grundsätzlich angegeben werden so mindestens 5 Anstriche. Im Fall La Belle Epoque haben wir uns auf folgendes System mit insgesamt 8 Ansriche geeinigt:

  • 2 Anstriche Grundierung auf Basis Epoxidharz mit sehr hohem Anteil Zinkstaub
    darauf
  • 2 Anstriche Grundierung auf Basis Epoxidharz mitEisenglimmerdarauf
  • 2 Anstriche Deckbeschichtung auf Basis Polyurethan mit Eisenglimmerdarauf
  • 2 Anstriche Deckbeschichtung auf Basis Polyurethan

Die beigabe von Zinkstaub beziehungsweise Eisenglimmer sollen den Diffusinsweg verlängern und die Schichtstärke der Beschichtung verbessern. Diese Stoffe legen sich dachziegelartig übereinander und erschweren so Wassermoleküle zusätzlich das Durchdringen der Beschichtung.

Lack
Beschichtung mit System, knapp 500 kg Lack waren für den neuen Anstrich nötig.

Ist nun die Entscheidung gefallen, welches Beschichtungssystem beziehungsweise welche Lacke verwendet werden, ist es nun wichtig, die Anstriche so gewissenhaft wie möglich zu verarbeiten. Gleich zu Beginn stellt sich das Hindernis, dass, technisch gesehen, die Zeit zwischen Sandstrahlen vom Stahl und Aufbringung der ersten Grundierung nur einen Zeitraum von 20 Minuten betragen soll. Schnell wird jedoch klar, dass das so gut wie unmöglich ist, da die Strahlarbeiten nicht in einem derartig kurzen Zeitraum abgeschlossen werden können. Dennoch ist diese Zeitangabe interessant, da hier bewusst wird, dass der gestrahlte Stahl so schnell wie möglich grundiert werden muss und die Yacht so besser in Teilbereiche gestrahlt werden sollte. Um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten, haben wir deshalb immer nur von Morgen bis frühen Nachmittag einen Bereich gestrahlt um die warme und trockene Luft am Nachmittag für Beschichtungsarbeiten zu nützen und keinen Bereich über Nacht ohne Beschichtung zu lassen. Dabei wurde uns als Bedingung angegeben, dass der jeweilige Untergrund absolut trocken und frei von Verunreinigungen ist. Weiters galt zu beachten, dass die reelle Luftfeuchtigkeit 80% nicht übersteigen und die Temperatur von +15° nicht unterschreiten durfte.

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Um ein tadelloses Trockenen der einzelnen Lackschichten zu erreichen und so zu vermeiden, dass Lösungsmittel eingeschlossen wird, mussten Pausen zwischen den einzelnen Lackschichten eingelegt werden. Diese galten, je nach Temperatur und Sonneneinstrahlung von mindestens 1 bis Zeit überschritten, mussten der Untergrund mit Vlies angeschliffen werden, was jedoch wieder die Schichtstärke der Lackschicht verminderte. Hat eine Lackschicht nicht genügend Zeit, die enthaltenen Lösungsmittel abzutrocknen, ist es möglich, dass die Haltekraft zwischen den Schichten heruntergesetzt wird und sich Bläschen bilden oder gar der Lack abspringt.

Bei 2 komponentigen Lacken ist es außerdem besonders wichtig, auf das richtige Mischverhältniss zwischen Lack und Härter zu achten und beide Komponenten ordentlich durchzumischen. Zu wenig Härter im Lack kann dazu führen, dass die Beschichtung nicht richtig aushärtet, zu viel Härter führt in der Regel zu einem spröden Ergebnis. Unsre Erfahrungen zeigten, dass es sehr hilfreich ist, sich vom Hersteller die Lacke in kleineren, zusammenpassenden Einheiten abfüllen zu lassen, so kann man ohne große Mühe einfach eine Dose Lack mit einer mitgelieferten Dose Härter mischen. Gerade Lacke mit Zinkstaub oder Eisenglimmer mussten immer wieder fest durchgerührt werden, da sich die Teilchen am Dosenboden absetzten. Vor den Beschichtungsarbeiten muss außerdem sichergestellt sein, dass Atemschutz mit auswechselbaren Kohlefilter für jede arbeitende Person, Einweghandschuhe und eine Vielzahl von Ersatzrollen vorhanden sind. Auf keinen Fall einfache Staubmasken verwenden, da diese nicht gegen den Lösungsmittel-Dunst der Lacke helfen!

Um auf Deck rutschfeste Flecken zu erzielen, streuten wir auf die vorletzte Lackschicht Sand, ließen diese Trocken, überschüssiger Sand wurde abgesaugt und mit einer endgültigen Lackschicht wurde der Sand versiegelt.

Antirutschbelag auf Deck
Sand im Lack ist ein effektiver Antirutschbelag auf Deck.

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