Zuerst mal: Uns ging es ähnlich. Jürgen war früher viel mit Motorrädern (Reiseenduros wie Africa Twin unterwegs), ich habe zwar den A-Schein gemacht, bin dann aber immer nur bei ihm mitgefahren – hatte also keine eigene Motorraderfahrung.
Endurofahren – neues Abenteuer während der „Covid-Pause“
Zurückgekommen von unserer langen Reise und durch die Corona-Auflagen zu einem Stillstand gezwungen, suchten wir nach einer Alternative zum Segelleben. Etwas, was Spaß macht, uns raus holt aus unserem Arbeits- und Lockdown-Alltag und kleine Abenteuer bringt.
Besonders ich war während unserer Reise in Kanada vom Fahren mit Snowmobiles begeistert. Die Kombination, in die Wildnis viel weiter als zu Fuß vordringen zu können und der Sport selbst haben mich fasziniert.
Und eigentlich kommt nur Endurofahren zum Snowmobilfahren ran.
Deshalb haben wir uns in Österreich zwei gebrauchte Hard-Enduros gekauft (ich eine Yamaha WRX 450, Jürgen zuerst eine Husaberg FE 501, später eine Honda CRF 300). Mit diesen Motorrädern sind wir nicht nur zuhause rund um die Felder und in die nachbarliche Steingrube gefahren. Vor allem konnten wir damit auch während der Restriktionen nach Ungarn auf Endurostrecken Ausflüge machen.
Und es gab wieder viel Neues zu lernen. Das hat unglaublich Spaß gemacht.
Aber ich muss zugeben, dass ich mehr als die halbe Zeit von der Hard-Enduro überfordert war.
Die Yamaha war mir vor allem zu hoch und zu schwer. Auf einem Hang das Gleichgewicht zu verlieren, hieß für mich ganz einfach umfallen, da ich mit den Füßen nicht am Boden reichte und kippte. Bei mehr Lage wurde mir das Motorrad dann zu schwer, ich viel um…
Aber „Blut geleckt“ habe ich allemal. Und Jürgen musste erst gar nicht überzeugt werden.
Ein großes Thema war außerdem das Gewicht und die Größe der Motorräder im Boot.
Wir wollten auf jeden Fall die Bikes aufs Boot bekommen, aber zwei ausgewachsene Hard-Enduros sind nicht so einfach zu handhaben.
Mit etwas Wille und einem Winkelschneider hätten wir das aber auch irgendwie geschafft. Wir hätten das Kollisionsschot vorne im Bug versetzen müssen, um etwas mehr Platz in der V-Koje für die Bike-Garage zu schaffen und wir hätten eine größere Luke ins Deck schneiden müssen.
Bei meiner Suche nach etwas kleinerem hab ich dann eine Zeit lang mit einer KTM Freeride oder einer Beta X-Trainer geliebäugelt. Abgehalten hat mich aber, dass diese Bikes auch nicht niedriger sind, wenn auch etwas leichter und handlicher.
Ich entdeckte die kleinen, zu Wandertrials ungebauten, Trial-Motorräder.
Ich muss zugeben, ich habe Trial-Bikes am Anfang gar nicht beachtet, da sie ja keine Sitzbank haben und nur einen winzigen Tank.
Per Zufall habe ich eine Montessa Ossa entdeckt – eine ältere Trial mit Sitzbank, extra Tank und Straßenzulassung.
Allerdings konnte die besagte Ossa nicht mehr angemeldete werden. Der Erstbesitzer verabsäumte, sie rechtzeitig anzumelden. Aber ich war begeistert von dem kleinen Bike und hab in die Richtung Trial gesucht.
Von Honda Montessa gibt es heute die 4-Ride, aber sie war nirgends gebraucht zu finden, und das Geld für eine Neue wollte ich nicht ausgeben.
Zu dem Zeitpunkt war ich noch überzeugt, ich bräuchte unbedingt ein Motorrad mit einem E-Starter.
Über Umwege bin ich dann zu einem Beta-Händler in Tirol gekommen. Er hat mir gezeigt, wie ich die Beta Evo einfach Kickstarten kann.
Der Händler hat mir zu einer gebrauchten Beta Evo 250 einen „Longrange Kit“ (Sitzbank, Tank, STVO-Kit und Straßenzulassung) dazugegeben und mich damit sehr happy gemacht 😉 den nichtvorhandenen E-Starter habe ich bis heute nicht vermisst.
Die Beta Evo 250 hat mit dem Straßenkit verbaut ca. 70kg, ist klein und handlich und extrem geländegängig.
Und sie ist nicht nur geländegängig, sie macht einem das Gelände leicht. Ich wundere mich oft, wie wilde Strecken ich schon fahren kann, ohne dass ich ernsthafte Erfahrungen mitbringe.
Im Straßenverkehr ist sie für einen schnellen Motorradfahrer wahrscheinlich langweilig, sie geht max. 100km/h, ich fahre aber in der Regel auf Asphalt nicht mehr als ca. 80km/h.
Das Beste: Die Wandertrial passt ins Boot!
Das kleine Trial Motorrad lässt sich mit unserem Genua-Fall problemlos auf Deck heben und passt mit demontierter Gabel durch die vordere Luke (60x60cm groß) in die Bugkabine.
Jürgen hatte mit meiner Evo so viel Spaß und die Vorteile des Mopeds so genossen, dass wir für ihn auch eine gekauft haben.
Er hat sich allerdings die Beta EVO 300 gefunden. Der große Unterschied ist, dass es eine 4-Takt ist, während meine eine kleine 2-Takt ist. Ursprünglich dachten wir, die 4-Takt ist für unsere Wanderzwecke viel besser.
Wandertrial: Vergleich 2-Takt oder 4-Takt?
In der Praxis merken wir diesen Unterschied nicht wirklich.
Die Unterschiede:
- Die Beta Evo 250 2-Takt ist etwas lauter,
- Riecht (was nicht jeder mag, mir aber egal ist),
- Hat keine nennenswerte Motorbremse bergab (der vielleicht größte Nachteil, ich hab aber kurze Bremsungen geübt und bisher auch lange Strecken bergab kein Problem gehabt),
- Ist etwas schwerer zu Kicken und
- Wir müssen immer einen Schuss 2T-Öl mithaben, falls wir auf einer Tankstelle keines bekommen.
Im Vergleich:
- Die Beta Evo 300 4T ist ein paar Kilo schwerer,
- Leichter zu kicken,
- Etwas behäbiger zu fahren und
- Etwas gewöhnungsbedürftig am Gas (sie reagiert aufs Gas sehr stark, und fällt sofort runter, wenn man nur ein wenig nachlässt)
- Erstaunlicherweise vibriert die 4T auch etwas mehr als die 2T (was wir uns eigentlich umgekehrt erwartet haben).
Technisch scheinen beide sehr problemlos zu sein.
Für unsere Tagesausflüge vom Boot aus sind sie eigentlich beide optimal.
Allerdings muss ich auch dazusagen, dass sie für große Menschen doch sehr klein wären. Jürgen ist 186 groß und für ihn ist die Beta schon auf der kleinen Seite.
Und die Reichweite ist natürlich etwas begrenzt, wir schätzen bisher bei zirka 100 bis 120km im Gelände. Wir planen daher unsere Tankstellen mit ein und haben manchmal zwei Liter extra Sprit im Rucksack.
Trial-Motorräder sind in mancher Hinsicht ein Kompromiss:
- Asphalt und einfache Schotterstraßen gingen mit den Enduros natürlich schneller,
- Man kann keine Koffer draufpacken für mehrtägige Reisen,
- Und sie sind klein für große Fahrer wie Jürgen
Aber für uns und auch den Transport auf einer Blauwasseryacht sind sie doch optimal.
Und in Länder, in denen man noch Geländefahren darf, wie hier auf Island, machen sie unglaublich viel Spaß.
Was ich aber noch dazu sagen wollte ist, daß sowohl die Simson, als auch die MZ luftgekühlt sind und in heußen Bergregionen Kühlprobleme bekommen können, wenn es nur langsam den Berg hoch geht, so daß zu wenig Fahrtwind den Motor kühlt.
Falls Ihr Lesestoff sucht. ein Hamburger ist mit einer Schwalbe, die allerdings gebläsegekühlt ist, 50 ccm und 4,5 PS hat, in 7 Monaten von Hamburg ans Kap von Afrika gefahren. Darüber hat er ein ganz tolles Buch geschrieben, welches es leider nur noch als Antiquariat für um die 5 € zu erwerben gibt. Der Titel heißt:
„Slow way down“.
VGH
Hallo Ihr Lieben,
Ja, ein Motorrad mit auf Reisen zu haben ist eine feine Sache und ich werde meines, wenn es endlich losgehen wird, auch versuchen mit aufs Boot zu nehmen. Allerdings habe ich „nur“ eine Simson S51 mit nur 50 ccm und 4,5 PS. Es gibt sie als Straßenmaschine, man kann sie aber durch Austauschen der Gabelholme, Lenker und hinteren Federbeinen in eine Enduro umbauen. Der große Vorteil gegenüber euren Maschinen ist aber die Möglichkeit sich einen passenden Gepäckträger zu kaufen und dann kann man sich, wie die großen Motorräder auch, große Aluminiumboxen links, rechts und hinten dranhängen. Die Simson wiegt auch nur 75 kg und ist damit auch sehr wendig und handlich. Außerdem liegt die Zweier-Sitzbank so tief, daß man in fast jeder Lage beide Beine flach auf den Boden stellen kann und noch quer auf den Soziussitz eine große Rolltasche befestigen und sich bequem dranlehnen kann. Mit ihren 50 ccm fährt sie natürlich nur max. 60 km/h. Allerdings gibt es für die Simson einen 90 ccm Kolben und Zylinder-Set, für ca. 250 €, mit dem sie dann mindestens 90 km/H erreichen dürfte. Ihr findet diese Maschinchen auf ebaykleinanzeigen. Die Enduroausführungen sind aber mit ca. 4500€ hoffnungslos überteuert, so daß es viel günstiger ist, sich eine Straßenmaschine zu kaufen und dann umzubauen, was ich mit meiner auch noch tun werde. Das ganz besonders Tolle ist, daß es sich um eine Kultmaschine aus der ehemaligen DDR handelt und es eine riesige Fangemeinde gibt, die praktisch für jeglich Reparatur in Eigenregie Lehrvideos ins Netz gestellt hat, wie man Schritt für Schritt die ganze Maschine zerlegen und wieder zusammenbauen kann und alle besonderen Tipps und Kniffe verraten. Das ist Gold wert, gerade, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Auch bekommt man, obwohl es sich ja um einen Oldtimer handelt noch ALLE Ersatzteile und Motoren neu! Es gibt da mehrere Geschäfte, die damit handeln. AKF scheint mir der größte zu sein: (den link bitte selber suchen)
Auch die MZ-Motorräder aus der ehemaligen DDR waren und sind super, wurden doch mit ihnen über Jahrzehnte die Geländeweltmeisterschaften gewonnen!
Die letzten ausgereiftesten Modelle hießen MZ ETZ 250 und MZ ETZ 300. Sie wiegen ca 150-175 kg und haben um die 20 PS unf schaffen ca. 130km/h. Auch für diese Kultmotorräder gibt es noch alle Ersatzteile bei AKF.
Bei den älteren Modellen wurde das Öl in den Tank gekippt. Die neueren hatten einen separatzen Tank für das Öl, das dann während der Fahrt fein dosiert, laufend beigemischt wurde. Allerdings konnte es durch Verunreinigung passieren, daß diese Ölzufuhr versagte und man einen Kolbenfresser behkam. Man muß aber auch bei diesen Maschinen diesen Öltank gar nicht verwenden und schüttet wie gewohnt das Öl einfach in den Benzintank. Das ist viel sicherer!. Allerdings ist die Sitzbank bei den MZ-Motorrädern deutlich höher, als bei der Simson, was sie zum Vavoriten für Leute mit weniger Kraft und kürzeren Beinen macht.
Es gibt auch jede Menge Reisevideos sowohl mit der Simson, als auch mit der MZ ETZ 250 in youtube, wo ihr sehen könnt, wie die Maschinen im Einsatz aussehen. Es gibt auch einmal Jährlich das berühmte Simsontreffen, das ihr euch in youtube anschauen könnt.
Ich wünsche euch alles Gute und vielleicht begenen wir uns ja mal in einem Hafen, oder in der Botanik auf den Töffs!;-
VG
Hans
Hallo Hans,
danke für dein Kommentar. Ich verstehe deine Argumente, aber uns gehts natürlich hauptsächlich um den Fahrspaß, und der wäre mit einem Moped mit 50ccm und einem alten Fahrwerk sicher nicht vergleichbar. Na ja, und zwei MZ mit je 150 bis 175kg sind zuviel für unsere Bugkabine. Das würden wir unserer LA BELLE nicht antun. Damit aber bitte nicht falsch verstehen – wir finden selbst alte Mopeds kultig! Schöne Grüße Claudia und Jürgen
🙂 Ich finde ja eure Maschinen auch besser fürs Gelände – bis auf einen Punkt – man kann keine Alukoffer dranhängen. Daher werde ich vorerst meine Simson behalten und eventuell mit einem 90 ccm Set aufwereten.
Vielleicht könntet ihr euch ja eine abnehmbare Gepäckträgererweiterung basteln, wenn ihr mal ausgedehnte Touren mit Gepäck machen wollt.
Also, ich wünsche euch weiterhin viel Fahrspaß mit euren Maschinen und allzeit Boden unter den Füßen, bzw eine Hand breit Wasser unterm Kiel!
Herzliche Grüße
Hans