Um sicher auf allen Weltmeeren unterwegs zu sein, gehört vor allem auch dazu, die Yacht vor Anker und im Hafen sichern zu können. Im ersten Teil der Serie „Das Deck der Blauwasseryacht“ haben wir deshalb die Klampen und Klüsen einer Fahrtenyacht genauer unter die Lupe genommen.
Das Deck der Blauwasseryacht – Teil 1: Klampen und Klüsen
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Doch damit ist es nicht abgetan. Und deshalb sehen wir uns in diesem Bericht den gesamten Bug der Yacht etwas genauer an!
Ankerklüsen, Ankerrolle
Wie bei Klampen und Klüsen müssen auch die Decksausrüstung fürs Ankern zweierlei gewähren: die Aufnahmen müssen auch extremen Belastungen beim Abwettern von Sturm standhalten und sie müssen so konzipiert sein, dass die Ankertrossen nicht schamfilen bzw. aus der Klüse springen können. Denn wir können nicht davon ausgehen, an jeder Küste immer den optimal geschützten Ankerplatz zu finden oder jedem Schlechtwetter im weiten Bogen ausweichen zu können.
Absichtlich schreibe ich in der Mehrzahl, denn unserer Meinung besteht das Ankergeschirr einer Fahrtenyacht zumindest aus zwei Bugankern (es müssen allerdings nicht beide immer an Deck gefahren werden) und einem Heckanker.
Unverständlicher Weise sind am Markt immer noch viele Ankerklüsen erhältlich, die keine großen „Ohren“ und einen Bügel zur Sicherung der Trosse haben.
Auch passen viele Anker nicht in die auf Yachten vorhandenen Ankerklüsen, ohne dabei am Bug anzustoßen. Deshalb sollten sich Selbstbauer einen Kopf darüber machen, welchen Anker sie einmal fahren wollen, um schon beim Yachtbau den Platz am Bug für den Anker anzupassen. Yachten mit Bugsprit haben hier meist einen Vorteil, wenn der Bugsprit genug Platz bietet, um den Anker dort zu fahren.
Und damit gleich zum nächsten Thema auf Deck:
Der Bugsprit
Viele ältere Designs und Yachten mit Kutter-Rigg fahren einen Bugsprit. Auch unsere LA BELLE EPOQUE wurde im Zuge eines neuen Rigg mit einem neuen Bugsprit ausgestattet. Bereits vom Erbauer unserer Yacht wurde dieser Bugsprit sehr stabil und sicher gefertigt, worüber wir heute sehr froh sind, da wir beim Setzen und Bergen unserer Stagreiter-Segel auch im Wellengang auf den Bugsprit arbeiten. Unabhängig davon, ob die Yacht mit Rollreffanlagen oder Stagreitersegel ausgestattet ist, der Bugsprit muss als Arbeitsplattform gesehen werden und sollte deshalb so ausgestattet sein, dass eine Person sich darauf sicher bewegen kann.
Der Erbauer unseres Bootes gab uns den guten Tipp, unseren Bugsprit seitlich gegen das Abrutschen der Crew im Seegang zu verbessern, weshalb wir ein Stück Holz als Fußreling montiert haben. Dies bewährt sich hervorragend. Um das Segel zu schonen, wenn es aufgrund einer Windzunahme geborgen wird, haben wir außerdem ein Relingsnetz montiert. Auch diese Maßnahme bewährt sich. Jedoch muss gesagt werden, dass das Relingsnetz am Bug bei Gefahr von Deckvereisung in den Hohen Breiten abgenommen werden muss, da die Gischt im Netz sofort gefriert und ein gefährlicher Eispanzer entsteht.
Obwohl der Bugsprit sehr praktisch zum Stauen des Ankers ist, hat er doch gerade beim Ankern einen Nachteil: Segelt die Yacht vor dem Anker, rutscht die Ankerkette immer wieder am Wasserstag entlang, eine lärmende und materialbelastende Angelegenheit. Benützen wir eine Ankertrosse, ist sie laufend in Gefahr, am Wasserstag zu schamfilen.
Nicht nur beim Ankern kann dies ein Problem sein, auch bei der Benützung eines Fallschirmankers als Sturmtaktik muss dieses Problem bedacht werden. Eine Lösung könnte darin liegen, dass am vorderen Ende des Bugsprits eine massive Aufnahme für den Fallschirmanker geschweißt wird. Falls der Fallschirmanker weiter hinten angeschlagen wird, kann er so eigentlich nur seitlich mit einem Hahnepot, der sicher stellt, dass die Trossen nicht bis zum Wasserstag gelangen, gefahren werden.
Auch bei Yachten ohne Bugsprit ist der Anschlagepunkt für einen Sturmanker ein Thema:
Bugbeschlag für einen Sturmanker
Wie schon im Bericht „Schwerwettersegeln“ beschrieben gibt es die Sturmtaktik, die Yacht hinter einem Fallschirmanker mit dem Bug voran gegen Sturm und Sturmsee zu halten. Viele Erfahrungsberichte erzählen von dem Problem, dass hohe Belastungen durch den gesetzten Fallschirm am Bug zu Bruch führten und das Schamfilen der Trossen ein großes Problem ist. Deshalb kann man sich bereits beim Kauf eines Fallschirms über den Bugbeschlag für seinen Gebrauch einen Kopf machen. Dieser Beschlag muss auch in schwersten Seegang noch so sicher als möglich erreichbar bleiben, er muss so stark ausgeführt sein, dass man die Yacht daran aufhängen könnte und daran eine wild zerrende Trosse möglichst wenig schamfilt.
An Bord von LA BELLE EPOQUE haben wir deshalb am Bug eigene Rüsteisen für den Fallschirmanker.
Das Vordeck
Abgesehen von den Pollern und dem Ankerbeschlag sollte das Vordeck so wenig Stolperfallen als möglich haben. Wird das Dingi am Vordeck gefahren, sind gut platzierte Befestigungspunkte hilfreich, damit es nicht quer über Vordeck verzurrt werden muss.
Da am Vordeck keine Haltegriffe für die arbeitende Crew mehr erreichbar sind, muss die Seereling stabil und hoch ausgeführt sein, um Sicherheit zu bieten. An Bord von LA BELLE EPOQUE haben wir eine 90cm hohe Seereling aus Edelstahlrohr und mit zusätzlichem Stahlseil in halber Höhe verschweißt und sind damit mehr als zufrieden. Natürlich liegt der Nachteil in einer hohen Reling darin, dass sehr tief geschnittene Segel mit der Reling in Konflikt kommen. Doch für uns ist dieser Nachteil auf einer Fahrtenyacht nicht entscheidend, da wir ohnehin hoch geschnittene Segel aufgrund der besseren Sicht und des verminderten Seeschlags in die Segel bevorzugen und die Sicherheit der Crew am Vordeck wichtiger ist.
Da am Vordeck meist nur unzureichende Befestigungspunkte für eine Lifeline angebracht sind, muss die Fahrtenyacht auch in dieser Angelegenheit verbessert werden. Eine gute Möglichkeit wäre, zwischen einer sehr stabilen Heckklampe und einer Bugklampe ein Seil, Stahlseil oder einen Gurt zu spannen, an dem eine kurze Sicherheitsleine eingepickt werden kann.
Die Möglichkeit, sich mit einer Leine um den Masten zu sichern, ist nicht optimal, da die Leine bis zum Vorstag relativ lange sein muss und somit nicht vor einem Überbord-Gehen schützt. Dazu kommt, dass bei einer Kenterung mit Mastverlust eine sehr gefährliche Situation entstehen kann, wenn ein Crewmitglied um den Mast gesichert ist. Die Geschichte von dem polnischen Skipper, der im Frühherbst 2012 bei einer Segeltour von Island nach Norwegen bei einer Kenterung mit Mastbruch sein Leben lassen musste, da die Crew den – am Mast festgebundenen – Überbord-Gegangenen nicht erreichen konnte, gibt zu denken!
Ist das Vordeck relativ breit, kann das Arbeiten am Mast durch einen Mastkorb erleichtert werden. Wir haben an Bord keinen Mastkorb montiert, würden aber heute über einen stabilen Mastkorb froh sein. Da wir allerdings nichts (ausgenommen unsere Knopfpoller aus Aluminium) an Deck anschrauben, sondern alles verschweißt haben, um auf keinen Fall undichte Stellen zu haben, verschieben wir die Montage eines Mastkorb noch, bis wir gröbere Arbeiten an Bord vornehmen müssen…
Willst du mehr über das Deck der Blauwasseryacht wissen? Dann schau in einer Woche wieder rein. Am Donnerstag, den 8. Oktober werden wir unsere Gedanken zu den Seitendecks, der Genuaschine, Motorentlüftung und der Luken veröffentlichen.
Den ersten Teil der Serie „Das Deck der Blauwasseryacht“ findest du hier:
Das Deck der Blauwasseryacht – Teil 1: Klampen und Klüsen
Gewaschenes Teak, poliertes Edelstahl, dazwischen weiß lackierte Deckflächen, die nur mit zartbesohlten Deckschuhen betreten werden dürfen. Doch das Deck einer Langfahrtenyacht muss einiges mehr können als nur schön zu sein. Denn neben Außenfläche und Sonnenterrasse ist unser Deck vor allem eines: unser Arbeitsplatz. In dieser Serie schreiben wir darüber, wie du dein Deck für Langfahrt vorbereitest…
Den gesamten Artikel mit allen Teilen und als PDF Decksausrüstung kannst du gerne gratis downloaden.
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