Die Segelsaison durch die Nordwest Passage
Die Segelsaison für den Transit der 3350 Seemeilen Nordwest Passage zwischen Upernavik in Grönland und Dutch Harbor in Alaska ist sehr kurz und streckt sich in der Regel von Juli bis September. Allerdings erlauben einige Sunde in der kanadischen Inselgruppe in stärkeren Eisjahren erst mit Mitte bis Ende August eine Passage.
Diese Tatsache kann bei der Entscheidung der generellen Transit-Richtung mit einbezogen werden:
Segelt die Yacht von Grönland nach Alaska, also von Ost nach West, wird sie bereits am Beginn der Reise im Peel Sund, der Bellotstrasse und/oder Franklinstrasse, und in der Victoria Strasse und James Ross Straße mit massiven Eisbarrieren rechnen müssen.
Lange Wartezeiten können auftreten und starken Zeitdruck für die restliche Passage bringen.
Das Risiko besteht, dass die Schlüsselstelle Cap Batist am westlichen Ausgang der kanadischen Inselwelt nicht rechtzeitig erreicht wird, bevor das Packeis der nordpolaren Eiskappe zurück bis zum Festland greift und die Passage für dieses Jahr schließt.
Auch wird der Transit durch das Bering Meer umso gefährlicher, je später im Jahr dieses Revier erreicht wird.
Wird die Route von Alaska nach Grönland geplant, also von West nach Ost, erlauben manche Jahre einen frühen Aufbruch. Sobald sich das Packeis entlang der Nordküste Alaskas zurückzieht und südliche Winde eine Passage ermöglichen, kann zwischen Packeis und Festland bis zur kanadischen Inselgruppe gesegelt werden.
Der Nachteil dieser Transitrichtung liegt darin, dass die Baffin Bucht, das Seerevier zwischen Kanada und Grönland, erst zu einer Jahreszeit erreicht wird, in der während der Nächte bereits stundenlange Dunkelheit herrscht. Da in der Baffin Bucht sowohl Eisberge wie auch Packeis treiben, sit die Navigation in der Dunkelheit besonders gefährlich.
Erreicht die Yacht so spät im Jahr den östlichen Ausgang der Nordwest Passage, dass eine Weiterreise nach Europa oder zu den Hafenanlagen der nordamerikanischen Ostküste nicht mehr ratsam ist, kann die Yacht in Grönlands Eis überwintern oder in Grönlands Städte an Land abgestellt werden.
Diese Möglichkeit besteht entlang der Küste des Bering Meers in Alaska nicht oder nur sehr begrenzt. Das Überwintern im Hafen von Nome wird generell nicht erlaubt und die Möglichkeiten die Yacht an Land zu stellen sind begrenzt. Tatsächlich können nur kiellose Yachten eventuell über den Strand an Land gezogen werden.
Die Routen durch die Nordwest Passage
Insgesamt werden sieben Routen durch die Nordwest Passage gezählt, wobei für Yachten in der Regel nur vier dieser Routen relevant sind. Da die Wahl der Route nur im Zusammenhang mit der jeweiligen Eissituation getroffen werden kann, müssen sich Yachtcrews generell für alle vier Möglichkeiten vorbereiten und sowohl Seekarten als auch Informationen über Ankerplätze für alle Gebiete mit an Bord führen.
Die Routen werden hier einfachheitshalber für Ost nach West beschrieben, für den entgegengesetzten Transit gelten natürlich die selben Regeln:
Öffnet sich das Fahrwasser von Prinz Regend Inlet vor dem Peel Sund, kann über die Bellotstrasse in die Franklinstrasse gesegelt werden. Dabei muss allerdings mit Wartezeiten vor der Bellotstrasse gerechnet werden. Sie weist jährlich schwere Eisbarrieren auf.
Die geografische Ausrichtung und die generellen Strömungen des McClintock Kanals sind verantwortlich dafür, dass dieser Sund in der Regel schweres Packeis von der nordpolaren Eiskappe bis in die Victoriastrasse bringt und für massive Eisbarrieren im Seengebiet sorgt. Teilweise öffnet sich aus diesem Grund der Umweg rund um King William Insel über die Rae Strasse und die Simpson Strasse noch vor der Victoriastrasse. Allerdings muss vor allem in der Simpson Strasse über sehr untiefes Wasser navigiert werden.
Konkrete Routenplanung und Eisprognosen
Unser Klima ändert sich laufend. Änderungen, die wir besonders an dem Rückgang der Eiskappe unserer Arktis beobachten können. Ein Rückgang, der seit vielen Jahren von Ländern, Forschern und Wirtschaftstreibenden interessiert beobachtet wird. Durch diese langjährigen Beobachtungen können nun jährlich Prognosen für den bevorstehenden arktischen Sommer gemacht werden, die meist Anfang Juni vom North American Ice Service (eine Kooperation von Canadian Ice Service und der International Ice Patrol) veröffentlicht werden.
Diese Eisprognosen können zur ersten Einschätzung und konkreten Planung der bevorstehenden Segelreise herangezogen werden.
Wir haben in unserer pdf „Routenplanung und Aussichten für die Saison 2013“ noch einmal alle möglichen Routen und unsere konkrete Planung anschaulich niedergeschreiben.
Eine Planung, die uns schließlich zum persönlichen Erfolg geführt hat: 2013 wurden wir zu einer von nur zwei Yachtcrews, die die Nordwestpassage von Ost nach West ohne Unterstützung durch einen Eisbrecher geschafft hat. LA BELLE EPOQUE wurde so zum 195. Schiff der Geschichte, dem diese Reise jemals geglückt ist!
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