Faustregeln zur Verwendung von GRIB-Daten
GRIB-Daten werden alle 12 Stunden von Computeranlagen mittels aller verfügbaren Daten neu berechnet. Dennoch werden alle 6 Stunden neue Modelle veröffentlicht.
- Bevorzuge die Wetterdaten von 00:00 UTC und 12:00 UTC Uhr. Dabei handelt es sich um Wetteranalysen berechnet aus den neuesten Daten.
GRIB-Daten zeigen Großwetterlagen. Kleinflächige Auszüge sind schwer zu interpretieren.
- Versuche, möglichst großflächige Wetterberichte an Bord zu empfangen. So entwickelst du ein Gefühl für bevorstehende Wetterlagen und anziehende Systeme.
- Beobachte, aus welcher Richtung in der Regel in deinem Seerevier Schlechtwetter anzieht und blicke in diese Richtung „voraus“. Zum Beispiel: Du willst nach Island segeln. Tiefdrucksysteme ziehen in der Regel von Kanada oder US-Ostküste kommend in Richtung Island. Betrachte also nicht nur die Wetterentwicklung von der Nordsee bis Island, sondern auch etwas westlich und südwestlich von Island, um einzuschätzen, ob sich in nächster Zeit Schwerwettersysteme entwickeln.
Aus unstabilen Wetterlagen können sich schwere Sturmsysteme entwickeln. Werden Grib-Daten über längere Zeiträume verglichen, können unstabile und damit gefährliche Wetterlagen rechtzeitig entdeckt werden:
- Lade GRIB-Daten immer für 5 oder mehrere Tage herunter. Vergleiche jeden Tag, die vorausgesagten Veränderungen. Verändern sich diese Daten nur unwesentlich, kannst du mit den vorhergesagten Bedingungen planen und damit rechnen, dass sich die Großwetterlage im wesentlichen so entwickelt wie vorhergesagt.
- Werde vorsichtig und warte ab, wenn Wetterdaten keine konstante Entwicklung zeigen können.
GRIB-Daten, in denen Sturmsysteme 5 bis 10 Tage voraus angezeigt werden, können die zu erwartenden Windgeschwindigkeiten und die genaue Zugrichtung nicht gänzlich richtig zeigen. Sie bieten aber eine gute Grundlage für die Planung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Systeme, die einen langen Zeitraum voraus angezeigt werden, durchaus eintreffen, allerdings meistens etwas abgeschwächt und mit leicht veränderten Zugrichtungen.
- Nimm es ernst, aber lass dich nicht verrückt machen, wenn die GRIB-Daten in langer Vorausberechnung schweren Sturm anzeigen.
Schwachwindige Bereiche in GRIB-Daten können auf fehlende Information beruhen. Auch fehlen Informationen zu Gewitterböen, Konvergenzzonen, stationäre Fronten (shear lines) – sie werden in der Regel als windlose Gebiete angezeigt.
- Lerne vor allem in tropischen Revieren über die Zusammenhänge von Konvergenzzonen und Starkwindböen, sowie über die Entstehungsgebiete von Gewitterwalzen.
- Beurteile windlose Zonen, die nicht im Zusammenhang mit offensichtlichen Hochdruckgebieten liegen, nicht anhand der GRIB-Daten. Zusätzliche Wettervorhersagen sind nötig, um Gebiete mit schweren Böen erkennen zu können (Bodendruckanalysekarten)
GRIB-Daten können mit verschiedene Wetterdaten heruntergeladen werden. Als Grundeinstellung hat sich bei uns an Bord ein Datenpaket als nützlich erwiesen, das Wind, Böen, Isobaren, Regen oder Bewölkung und primäre sowie sekundäre Wellen beinhaltet.
- Vergleiche die Daten Wind und Böen: Variieren die Böen-Geschwindigkeiten massiv von den durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten, rechne mit einen Beaufort erhöhte Bedingungen
- Zeigen die Daten massive Bewölkung, rechne mit erhöhten Böen
- Zeigen die Daten kurze Wellen aus verschiedenen Richtungen, rechne mit massiven Seegang. Ebenso, wenn Wind und Wellenrichtungen nicht zusammenpassen.
In GRIB-Daten sind Fronten manchmal nur schwer zu erkennen
- Lerne die Grundlagen von Hoch- und Tiefdrucksysteme.
- Vergleiche die Daten wenn möglich immer mit Bodendruckanalysekarten
GRIB-Daten können die Wetterlagen in Hochdruckrücken, Tiefdrucktrögen, Teil-oder Randtief und in Verstärkungszonen nur ungenau anzeigen.
- Lerne Hochdruckrücken, Tiefdruckträge und Teil- oder Randtiefs in Wetterkarten zu entdecken, und rechne in diesen Gebieten mit erschwerte Wetterbedingungen
- Folgt ein schnell ziehendes Tiefdrucksystem auf ein langsam ziehendes Hochdruckgebiet, rechne mit verstärkten Windbedingungen in der Zone zwischen ihnen.
GRIB-Daten beinhalten kaum lokale Küsteneffekte. Vor allem entlang bergiger Küstengebiete, in Fjordgebieten, bei Gletscher oder entlang Kaps können sich gefährliche Wetterbedingungen entwickeln, während die GRIB-Daten nichts davon zeigen.
- Meide bei unstabilen oder bereits schweren Wetterbedingungen vor allem Kaps
- Rechne mit verstärkten Windeffekten entlang von bergigen Küsten.
- Lerne die typischen Windeffekte an Küsten verstehen und rechne mit ihrem Auftreten. Mehr dazu findest du in unserem Bericht Windeffekte an der Küste
- In vielen Revieren geben Küstenhandbücher Informationen zu Windeffekten bei diversen Wetterlagen. Informiere dich vorab.
GRIB-Daten können bis zu fünf Tage Seegangvorhersagen bereitstellen. Dabei werde aber massive Seen in Gezeitenreviere nicht korrekt beschrieben.
- Verlasse dich in Gezeitenrevieren niemals auf die Seegangsangeben der GRIB-Daten, sondern verwende Strömungskarten und Tidenkalender.
- Sei besonders vorsichtig beim Anlaufen von Gezeitenrevieren von Hochsee kommend.
- Münden Flüsse in Ozeane, kann Flusströmung gegen Meeresdünung zu extremen Seegang führen. Vor allem, wenn das Geschiebe der Flüsse eine Untiefe an der Mündung erzeugt hat. Versuche, diese Häfen als erste Anlaufhäfen entlang fremder Küsten zu vermeiden.
Selbst mit dem besten Wetterbericht können wir manchmal Stürme nicht vermeiden. Deshalb kommen wir in unseren nächsten Teilen zum Segeln im Sturm:
Sturmsegeln Spezial – Teil 9: Positionierung
Die beste Sturmtaktik ist, dem Sturm auszuweichen. Wir zeigen dir, worauf du bei deiner Kurswahl achten musst, um dem schlimmsten Bereichen eines Sturmes zu entgehen.
Du möchtest die gesamte Serie Sturmsegeln auf einmal lesen? Und du möchtest unser Wissen auch mit aufs Boot bringen um offline nachschlagen zu können? Kein Problem!
Sturmsegeln
Du planst eine Reise mit deiner Segelyacht? Einen Ozean zu überqueren und fremde Küsten anzulaufen? Dann ist mehr nötig, als nur zu hoffen, in keinen Sturm zu geraten. Der erfahrenen Hochseesegler Jürgen & Claudia Kirchberger helfen dir, dich auf die Hochsee vorzubereiten.
Wie bereitest du dich und deine Crew vor? Welche Ausrüstung sollte mit an Bord sein? Welche Möglichkeiten hast du, sicher durch einen Sturm zu kommen? Und natürlich: Wie kannst du vermeiden, in Schlechtwetter zu geraten?
Hier findest du unsere bisherigen Berichte zur Serie:
Sturmsegeln Spezial Teil 7 – Wettervorhersagen an Bord
Ein Schipper, der Zeit hat, hat auch den richtigen Wind. Sagt eine friesische Binsenweisheit. Wir sagen: Ein Schipper, der Zeit und gute Wetterberichte hat, hat auch den richtigen Wind!
Sturmsegeln Spezial Teil 6: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Die beste Sturmtaktik ist Stürme zu vermeiden! Teil 6 unserer Serie Schwerwetter und Sturm für angehende Blauwassersegler
Sturmsegeln Spezial – Teil 5: Wetter und Gruppendynamik
Im 5. Teil unserer Sturmserie reden wir über Gruppendynamik bei der Routenplanung
Sturmsegeln Spezial – Teil 4: langfristige Vorbereitungen der Crew
Wie kann man sich rechtzeitig auf Sturm und Starkwind vorbereiten? Teil 4 unserer Serie Schwerwetter und Sturm für angehende Blauwassersegler
Sturmsegeln Spezial – Teil 3: Die Crew
Diese Vorraussetzungen solltest du mitbringen, wenn du mit kleiner Crew auf große Fahrt gehen willst.
Sturmsegeln Spezial – Teil 2: Sturm oder Starkwind?
Sturm oder Starkwind? Eine Definition
Sturmsegeln Spezial – Teil 1: Die Bord-Bibliothek
Die erste Grundlagen: Wichtige Nachschlagewerke und Radgeber rund um Sturm und Starkwind auf See!