Vorbereitungen zum Fahrtensegeln

Du hast dich entschieden: Du wirst zu einer langen Reise aufbrechen. Nun können die Vorbereitungen dazu endlich beginnen.

Was ist also nötig, welche Vorbereitungen zum Fahrtensegeln kannst du treffen, welche Fähigkeiten solltest du dir noch aneignen und welche Schritte unternehmen, bis du die Leinen löst? 

Mindestens 4 grundlegende Parameter bestimmen, welche Blauwasserreise du planen und wie du dich darauf vorbereiten kannst:

Ist diese Basis einmal klar, kannst du mit den direkten Vorbereitungen zum Aufbruch beginnen.

Planst du, mit deinem Partner zu segeln, empfehle ich, dass ihr euch gemeinsam auf einen Wissenstand bringt, der euch zu einem guten Segelteam formen lässt. Das gilt sowohl für segelnde Paare und Familien, wie auch für Freundesgruppen.

Junge Weltumsegler
Teamarbeit als kleine Familiencrew

Desto besser alle Mitglieder an Bord einer Blauwasseryacht die Grundlagen des Fahrtensegeln kennen, desto stressfreier werdet ihr gemeinsam unterwegs sein. Oder anders gesagt:

Fehlendes Segelkönnen eines Bordmitglieds bei kleiner Fahrtencrew ist fehlende Seemannschaft der gesamten Crew!

Es ist nicht schwer, segeln zu lernen. Allerdings solltest du dir Gedanken machen, wie und mit wem du und dein Partner segeln lernen kannst. Viele Blauwasserpaare sind der Meinung, voneinander segeln lernen zu können. Das funktioniert bei manche, aber bei weitem nicht bei jedem Paar. Nicht jeder gute Segler ist auch ein guter Lehrmeister.

Damit will ich nicht sagen, dass ihr tausende Euro in eure gemeinsame Segelausbildung stecken müsst. Sind die Basics einmal gelernt, lässt sich vieles auch im Eigenstudium intensivieren und herausfinden. Wenn du aber das Gefühl hast, mit Kursen und Scheinen weiter zu kommen als mit Büchern und Fahrten auf eigene Faust, dann ist das Geld gut investiert.

Wichtige Themen, die du und deine Crew neben der Segelführung und Bootsführung lernen müsst, sind natürlich (fast) alle Aspekte der Navigation: 

Navigation
Navigation lernen

Das umfasst die Grundlagen der Navigation, den Umgang mit der elektronischen Navigation genauso wie mit der Papierkarte. Die Navigation bei Nacht, die instrumentenbasierende Navigation bei Nebel und das Navigieren in Strömungsgebiete. Ob du und alle deine Crewmitglieder auch in der Astronavigation fitt sein müsst, sei dahingestellt. Wir sehen dazu allerdings keine Notwendigkeit.

Notwendig bleibt, dass du dir – besser gesagt ihr euch – eine gute, solide Seemannschaft an Bord aufbaut.

Die Seemannschaft, was für ein sperriges, altes Wort. Und was ist eigentlich darunter gemeint? 

Seemannschaft
Seemannschaft – Erklärung aus dem Seefahrtslexikon

Gute Seemannschaft am Segelboot bedeutet im weitesten Sinne, genügend Gespür und Wissen für Boot und Umwelt aufzubauen, um das Boot und seine Crew auch in fremden Revieren sicher bewegen zu können. Es umschreibt das eigenverantwortliche Handeln am Ozean mit geschärftem Instinkt und der Fähigkeit, alles nur mögliche zu Tun, um Schiff und Crew immer sicher in den nächsten Hafen zu bekommen.

Oder in die nächste Ankerbucht. Und gerade dort hört gute Seemannschaft nicht auf. Denn richtig zu Ankern bedeutet viel mehr, als einfach einen Anker ausrauschen zu lassen. Es bedeutet, einen geschützten Platz zu finden und dort das Boot so zu verholen, dass es bei allen zu erwartenden Bedingungen sicher liegt. Richtig Ankern gehört zum Alltag eines jeden Fahrtenseglers!

Damit steht fest, gute Seemannschaft ist nicht einfach nur eine Frage der richtigen Ausbildung. Sie wächst mit Erfahrung. Und damit bleibt es wichtig, dass du deine Erfolge wie auch Misserfolge und Hopplas stets hinterfragst, analysierst und daraus weiterlernst.

Ein besonders wichtiges Thema zur Vorbereitung zum Fahrtensegeln ist die Wetterkunde. 

Ein breitgefächertes Thema, das beim grundsätzlichen Verständnis von globalen Windzirkulationen beginnt, das Verständnis von Luftdruck und Wettersysteme genauso beinhaltet wie Windeffekte an Küsten und bis zur anspruchsvollen Interpretation von Wetterdaten an Bord reicht. 

Um die Grundlagen zu lernen, sind am Markt sehr gute Bücher erhältlich, auch bieten manche Meteorologen passende Seminare zum Thema, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Hochseeverein Trans-Ocean.

Bücher für Segler
(Bildquelle: setsailcom) Beispiel an wichtige Segler-Handbücher zum kostenlosen Download (in Englisch)

Wie schon die Seemannschaft gehört auch die Wetterkunde zu jenen Themen an Bord, über das wir praktisch nie auslernen. Das Wetter bleibt Grundlage für alle Entscheidungen an Bord, von der groben Törnplanung bis zur aktuellen Routenplanung. Von der Wahl des richtigen Zeitpunktes zum Ablegen, der Segelführung selbst und bis zur Auswahl eines Hafens oder Ankerplatzes. 

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Je mehr du dich mit der Auswertung von Wetterdaten beschäftigst und je besser du die Situation einschätzen kannst, desto schöner werden deine Segelreisen sein. Und desto weiter wirst du auch in schwierige Seereviere wie zum Beispiel in die Hohen Breiten vordringen können. Und allem voran, desto eher wirst du die Gefahr, in Schwerwetter oder Sturm zu geraten vermeiden können.

Und damit sprechen wir natürlich ein Thema an, das ebenfalls Vorbereitung benötigt:

Schwerwettersegeln und Sturmtaktiken

Ein umfangreiches Thema, dem wir hier auf unserer Homepage die eigene Berichtserie: „Sturmsegeln Spezial“ gewidmet haben. Eine Serie, die auch als kleines eBook für den Offlinegebrauch hier erhältlich ist.

 

Sturmsegeln
Gut vorbereitet lässt sich auch ein ausgewachsener Sturm bewältigen!

Wetter empfangen und interpretieren zu können bedeutet also, grundlegende Voraussetzungen zur Törnplanung zu haben.

Auch über deine zukünftige Routen- und Törnplanung kannst du bereits viel vorab lernen. 

Wie kannst du deine zukünftigen Reiserouten planen? Was verstehen wir unter Klimanavigation und wozu helfen Monatskarten? Wann sind wo in der Welt Hurrikansaisonen und welche Zeiträume kannst du wo segeln? Wo findest du Informationen über die optimalen Zeitfenster für diverse Ozeanpassagen?

Und wenn die grobe Routenplanung steht? Wie planst du die direkten Törns der einzelnen Etappen, wann triffst du die Entscheidung zum Auslaufen?

Segelwetter einschätzen
Wann passt das Segelwetter zum Auslaufen?

Ein großer Schritt in deinen Vorbereitungen zum Fahrtensegeln ist natürlich die Wahl deiner zukünftigen Blauwasseryacht.

 Je nach deinen eigenen Vorstellungen, deiner Crew und deinen zukünftigen Reiserevieren kann deine ideale Blauwasseryacht ganz unterschiedlich ausfallen. Wichtig aber bleibt, dass die gewählte Yacht euch stets sicher in den nächsten Hafen bringen kann, ohne dich und deine Crew ständig zu überfordern und ohne dabei deinen finanziellen Rahmen zu sprengen.

Damit ist auch gesagt, dass eine wichtige Vorbereitung zum Fahrtensegeln darin liegt, die Instandhaltung aller Systeme an Bord zu lernen. 

Motorwartung
Die Instandhaltung der Technik selber im Griff haben!

Nur eine gut gewartete Yacht ist auch eine zuverlässige Hochseeyacht und alle Systeme im Wartungsstau sind potentielle Gefahrenstellen auf Blauwasserreise. Oder anders gesagt, was nicht gewartet wird, versagt früher oder später seinen Dienst. Und das kann fatale Folgen haben.

Deshalb musst du deine Technik selber in Griff haben. Ich empfehle dir, ein technisches Logbuch zu führen. Darin notierst du Wartungsintervalle, nötige Öle, Ersatzteilnummern und so weiter. So behältst du den Überblick.

Damit nicht genug.

Lerne mit Werkzeug, und deinen Händen umzugehen und die Basics deiner Technik verstehen.

Wie funktionieren die einzelnen Komponenten an Bord, zumindest in ihren Grundzügen. Lerne die einfachen Wartungsarbeiten an Bord: Einen Impeller austauschen, den Vergaser des Außenborders reinigen. Ein Segel mit Hand reparieren, Leinen spleißen. Dein Rigg selber überprüfen, deine Batterien überwachen. Die Dieselfilter deines Motors austauschen und den Motor entlüften.

Lerne deine Motoren soweit kennen, dass du kleine Fehler bemerkst – ein verändertes Geräusch, falsche Motortemperatur, eine Undichtigkeit. Kleine Änderungen sind Anzeichen, das sich irgendetwas am Motor und Antrieb verändert hat, Warnzeichen.

Überdenke, wie du dir in problematischen Situationen selbst helfen könntest. Besitzt du bereits deine zukünftige Blauwasseryacht, kannst du diverse Situationen durchspielen: Wie wird das Trysegel gesetzt, wie der Treibanker ausgebracht und geborgen? Hast du schon mal deine Yacht mit deinem Beiboot abzuschleppen versucht? 

Viele angehende Blauwassersegler verwenden viel Zeit und Geld, um ihre Yacht mit maximaler Technik auszurüsten. Im Versuch, später an Bord wie in einer Wohnung leben zu können. Das ist zwar nicht zwingen nötig, aber daran ist auch nichts auszusetzen, solange du mit dieser extra Technik umgehen lernst. 

Ladung
Ob simpel oder maximal Ausgerüstet: deine Technik darf dich nicht ständig überfordern!

Bereite dich allerdings so vor, dass du auch bei Ausfall einzelner Systeme weiterhin an Bord klar kommst. 

Beziehungsweise stelle sicher, dass du manuelle Notfallsysteme hast. Zum Beispiel: Kannst du noch zu Trinkwasser gelangen, wenn deine Pumpen oder deine Elektrik ausfällt? Hast du genügend Lebensmittel an Bord, wenn deine Gefrierbox auf Ozeanpassage kaputtgeht? Kannst du den Anker einholen, wenn deine elektrische Winde nicht mehr funktioniert? Verfügst du immer über genug Trinkwasser, auch wenn der Wassermacher seinen Dienst quittiert? 

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Apropo Technik an Bord: ohne Frage gehört zur heutigen Technik an Bord auch die Elektronik. Egal, für welche Systeme du dich entscheidest, stell sicher, dass du mit deiner elektronischen Navigation und deiner Kommunikation (und damit dem Wetterempfang) an Bord klarkommst und umgehen lernst. Und sorge für Backup sowohl bei deiner Batteriebank als auch bei der Elektronik und deine Programme.

Lege deinen Fokus nicht nur auf die zusätzliche Ausrüstung von Technik, sonder auch darauf, dass deine Yacht in ihren Details fit für die Reise ist. 

Vor allem, wenn es um die Sicherheit geht. 

Sicherheit an Bord heißt nicht nur, eine passende Notfallausrüstung mit an Bord zu haben. Es heißt, das Boot auf Deck wie auch unter Deck so zu gestalten, dass es von der Crew sicher betrieben werden kann. 

Das beginnt bei ordentlich verschließbaren Bodenbrettern und Schapps und führt bis zu guten Seekojen und einer sicheren Pantry, in der auch im Seegang gekocht werden kann. In unserem dreiteiligen Spezial „Sicherheit auf Yachten“ kannst du einige Gedanken dazu nachlesen.

Sicherheit auf Yachten – Teil 1

Schon in der Konstruktion und der Ausrüstung der Hochseeyacht kann und sollte ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Yacht und Crew gelegt werden. Wir zeigen dir in den kommenden drei Folgen, worauf du achten kannst!

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Sicherheit auf Yachten – Teil 2

Im zweite Teil der Serie geht es über die Sicherheit für die Yacht selbst. Dabei handelt sich dieser Bericht nicht über die grundlegenden Sicherheitsmerkmale von Bootsbau und Design selbst. Vielmehr geht es um die Sicherheit der Yacht im Blauwassereinsatz. Es ist eine Gedankensammlung, die für (fast) jeden Yachttype angewendet werden kann und die dennoch auf sehr vielen Yachten unterwegs nicht berücksichtigt wird.

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Sicherheit auf Yachten – Teil 3

Die Sicherheit auf Yachten ist mehr als ihre Notausrüstung. Im dritten Teil der Reihe zeigen wir dir, worauf du im Inneren der Yacht achten solltest.

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Nun kannst du dich noch persönlich auf die Reise vorbereiten.

Kümmere dich nicht zu spät um deine medizinischen Vorbereitungen.

Sind in deinen Zielländern spezielle Impfungen nötig? Gibt es Krankheitsrisiken, für die du spezielle Medikamente mitbringen möchtest? Solltest du noch den einen oder anderen Arzt- und Zahnarztbesuch zuhause machen?

Über Medizin an Bord und die Zusammenstellung einer passenden Bordapotheke findest du einerseits viele Infos im Buch „Medizin an Bord“.

Auch bietet der Hochseesegelverein Trans-Ocean e.V. eine fertig zusammengestellte Notfallbox an. 

TO Notfallkoffer
TO-Notfallkoffer

Ein Erste Hilfe Kurs ist hilfreich. Unserer Einschätzung nach sind Verletzungen und Unfälle an Bord durchaus ein höheres Risiko als Krankheit unterwegs und so macht es Sinn, dein Wissen über Wundversorgung und Notfallhandlunge bei Unfällen aufzufrischen. Du kannst dazu einen allgemeinen Erste Hilfe Kurs besuchen, oder gezielt im Internet einen Kurs oder ein Seminar zum Thema suchen.

Um gesund zu bleiben, spielt die Ernährung an Bord ein großes Thema. In meinem Buch „Bordversorgung heute“ kannst du neben den grundlegenden Ernährungsempfehlungen vieles über Proviantieren und Einlagern, übers Haltbarmachen, über den Umgang mit Trinkwasser und über die Ernährung auf See nachlesen. Auch halte ich hin und wieder Seminare zum Thema. (Die PDF zum Trans-Ocean Mikroseminar gibts hier.)

Kochen an Bord
Auch die Vorbereitung in der Pantry gehört zu den wichtigen Vorbereitungen für die See

Zu guter Letzt kannst du dich noch kulturell auf deine Reisezeit vorbereiten. 

Eventuell etwas Englisch, Spanisch oder Französisch lernen und über die kommenden Länder und ihre Reisebestimmungen nachlesen. 

Eine Vorbereitung, die Spaß macht: Reiseberichte lesen, Küstenhandbücher und Touristenguides schmökern, Landkarten studieren und Reiseideen sammeln!

Reiseträume
Vorbereitung für die lange Reise

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